Sharukh Khan bei Einreise in USA festgehalten: Bollywood-Star im Fahndungsraster
Indien ist empört: Sharukh Khan, Indiens größter Filmstar, wurde auf einem US-Airport ins Verhör genommen. Khan vermutet seinen Namen auf einer Terrorverdächtigen-Liste und spricht von "Demütigung".
NEW DELHI afp/taz | Er ist Indiens berühmtester Kinostar und hat mit seinen Heldenrollen in Bollywoods Blockbustern ein Vermögen eingespielt. Doch dies bewahrte Sharukh Khan am Wochenende nicht davor, auf dem Flughafen Newark im US-Staat New Jersey in eine Polizeikontrolle zu geraten und von Beamten verhört zu werden. Khan sei ein "muslimischer Nachname und ich glaube, der steht auf ihrer Checkliste", sagte der Schauspieler am Samstag einem indischen Fernsehsender. Er bezeichnete den Vorfall als "peinlich". Wegen der Befragung sei er "wütend und gedemütigt". Die US-Beamten sprachen von einer "Routine-Untersuchung", Indien reagierte empört auf das Verhör.
Pikanterweise war Sharukh Khan nicht nur in die USA gereist, um am Samstag in Chicage an den Feierlichkeiten zu Indiens Unabhängigkeitstag teilzunehmen. Er wollte auch seinen neuesten Film “My Name is Khan” bewerben, der das "racial profiling" von Muslims nach den Attentaten des 11. Septembers 2001 zum Thema hat.
Die Flughafen-Beamten befragten Khan nach eigenen Angaben nach dem Grund seines USA-Besuchs und ließen ihn erst frei, als die indische Botschaft einschritt. "Ich wartete auf mein Gepäck und dachte noch: Wie nett von ihnen, dass sie mich in einen anderen Raum bringen", sagte Khan in dem Telefoninterview mit dem Sender CNN-IBN. "Doch dann merkte ich, dass das eine zweite Durchsuchung war."
Ein Sprecher der US-Zoll- und Grenzschutzbehörde sagte, Khan wurde während der Routine-Überprüfung aus Gründen "zusätzlicher Kontrolle" zu einem eingehenderen Interview gebeten. Dies dauerte nur eine Stunde und habe sich dadurch, dass das Gepäck, das Khan in Indien aufgegeben hatte, nicht in Newark eingetroffen war, noch verlängert. Khan selbst hatte zuvor von zwei Stunden gesprochen.
Der Sprecher wollte keine näheren Angaben zu den genauen Motiven der Befragung von Khan machen, betonte aber, dass Flugpassagiere wegen einer Reihe von Gründen für Zusatzkontrollen heraugegriffen würden, zum Beispiel um ihre Identität sicherzustellen oder den Zweck der Einreise zu erfahren. Keinesfalls sei aber die religiöse Zugehörigkeit ein Kritierum für diese Praxis.
Die indische Regierung verwies auf ähnliche Befragungen indischer Prominenter durch US-Behörden in der Vergangenheit. Informationsministerin Ambika Soni sagte am Samstag in Neu Delhi, sie könne "nicht verstehen", wie jemand wie Khan durchsucht werden könne. "Wir sollten das auch mal mit ihnen so machen", sagte sie an die Adresse der USA. Mitglieder der riesigen Fan-Gemeinde von Sharukh Khan mobilisieren unterdessen für eine Protestkundgebung in der Nähe des indischen Parlaments in Neu-Dehli.
In indischen Medien wurde der Vorfall scharf kritisiert. Die Tageszeitung Mail Today bezeichnete die Befragung als "Beleidigung". Der Schauspieler Irrfan Khan, der in "Slumdog Millionär" mitspielte, erklärte, das US-Personal an Flughäfen fühle sich offenbar "durch jeden muslimischen Pass bedroht". Er selbst sei auch bereits mehrfach an verschiedenen Orten verhört worden, sagte der Schauspieler indischen Zeitungen. Er verstehe die Vorsicht der USA nach den Anschlägen vom 11. September 2001. "Doch sie sollten auch etwas bedachter mit ihren Methoden umgehen."
Durchsuchungen an ausländischen Flughäfen sind in Indien ein sensibles Thema. Erst im vergangenen Monat hatte die Durchsuchung des früheren Präsidenten Abdul Kalam durch US-Beamte an einem Flughafen in Neu Delhi für Entrüstung gesorgt. Kalam wollte nach New York reisen.
In den USA dagegen kommen selbst aus der indischen Communitiy moderatere Kommentare zu dem Vorfall am Flughafen Newark. "Meiner Meinung nach haben die Sicherheitsbehörden einfach nur ihren Job getan", zitiert die New York Times Mehal Kadakia, einen indischstämmigen Wirtschaftsanalysten. “ Ich bin sicher: als reisender Schauspieler hat er eine Menge Gepäck und das scheint einfach verdächtig. Ich hätte ihn auch gecheckt und sicher gestellt, dass er in Ordnung ist."
Miki Patel, die Vorsitzende des Kulturkomittees der Federation of Indian Associations, die die Parade zum Unabhängigkeitstag in Chicago ausrichtete, sagt, sie sei über die Befragung von Sharukh Khan während eines Treffens der Parade-Organisatoren unterrichtet worden.
“Ich persönlich finde, dass die Regeln für grundsätzlich alle gelten sollen, die ins Land einresen - Gesetz ist Gesetz.", so MIki Patel, von Beruf Tanztrainerin. Sie fügte hinzu, dass sie rund dreimal im Jahr von Newark abfliege und noch niemals von den Sicherheitsbeamten für eine Befragung herausgefischt worden sei. "Vielleicht, weil ich kein großer Star bin."
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