: Sexy Firmenverbindungen
Folgen einer Berichterstattung: Betreiber des Sexkaufhauses „LSD“ ist nicht Bauantragsteller für ein Großbordell an der Potsdamer Straße
In unserer Ausgabe vom 17. 10. 2007 hat die taz in einem Bericht über ein an der Potsdamer Straße geplantes Großbordell geschrieben: „Verschärft wird die Situation durch ein Bordell mit 40 Zimmern, das in den bisher leeren Etagen über dem LSD geplant ist. Der Antrag ist gestellt.“ In einem erläuternden Kasten dazu heißt es zu dem Streit zwischen den alteingesessenen Huren und den in jüngerer Zeit vermehrt aufgetretenen Frauen aus „Osteuropa“: „Verschärft wird die Situation dadurch, dass der Betreiber des Sexkaufhauses an der Kurfürstenstraße nun auch noch ein Bordell mit 40 Zimmern eröffnen will.“
Das ist falsch. Der Betreiber des Sexkaufhauses ist die Firma „Vize Video- und Zeitschriften Vertriebs GmbH“. Nach Anwohnerberichten fertigten in deren Videokabinen die „osteuopäischen“ Nutten ihre Freier ab. Diese Firma hat den Bauantrag nicht gestellt.
Eine Zeitung benannte Sven Hurum als Eigentümer des Gebäudes. Dieser meint mittlerweile, dass sein Name überhaupt nicht in der Öffentlichkeit genannt werden dürfe, und meldet Unterlassungsansprüche gegen diesen Zeitungsverlag an. Er trägt vor, er sei nicht alleiniger Eigentümer und habe weder direkt noch indirekt etwas mit dem geplanten Bordellbetrieb zu tun, er dürfe daher überhaupt nicht genannt werden. Nach Recherchen der taz ist er in der Tat nicht alleiniger Eigentümer des Gebäudes, es gibt eine weitere Eigentümerin.
Laut einer Eintragung in das Handelsregister aus dem Jahr 1991 ist Hurum Gründungsgesellschafter und erster Geschäftsführer der „Vize GmbH“, die das Sexkaufhaus LSD betreibt. In einem Abmahnschreiben der Anwälte der „Vize GmbH“ an die taz ist die Geschäftsführerstellung Hurums zunächst „vergessen“ worden. Stattdessen wurde als Geschäftsführer ein Anderer, nennen wir ihn „K.“, genannt. Erst nach Anfrage der taz wurde eingeräumt, dass auch Hurum weiter Geschäftsführer der „Vize GmbH“ ist.
Aus einem Handelsregistereintrag von 1997 geht hervor, dass Hurum zudem Gründungsgesellschafter und erster Geschäftsführer der „Venus Internationale Erotikmesse Berlin GmbH“ ist, die die gleichnamige Messe veranstaltet. Die Rechte an der Marke „Venus“ hatte sich 1997 zunächst die „Vize GmbH“ gesichert. Erst 1999 wurden sie an die „Venus GmbH“ übertragen.
Auf der Homepage zu der jüngsten von dieser Firma in Berlin veranstalteten Sex-Messe „Venus“ wird als Assistent der Geschäftsleitung ebenjener „Herr K.“ genannt, der auch als „Geschäftsführer“ der Betreiberin des Sex-Kaufhauses LSD in dem ersten Abmahnschreiben genannt wurde. Das belegt die enge wirtschaftliche Verbindung der beiden Unternehmen.
Den Bauantrag für das Bordell in dem Objekt „Wegert-Haus“ beim Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg hat eine der Öffentlichkeit unbekannte Frau durch eine Architektin gestellt. Der Öffentlichkeit ebenfalls unbekannt ist, wie die Frau das Vorhaben finanzieren will. Sie benötigt für einen Bauantrag die Vollmacht des Berechtigten, das ist zum Beispiel der Hauseigentümer, also unser Hurum.
Hurum wird in der Berliner Morgenpost als „H.“ mit den Worten zitiert, er habe nach „reiflicher Überlegung“ mit dem „Privatmann aus Westdeutschland, der in den oberen Etagen das ‚Laufhaus‘ genannte Bordell einrichten will“, einen Zehnjahresmietvertrag geschlossen. Der Mieter wolle jetzt an dem Vertrag festhalten, der Betreiber habe mit dem Straßenstrich vor dem Hause nichts zu tun. Hurum habe ihm Diskretion zugesagt und als Hauseigentümer nun Bodyguards angestellt, die die Prostituierten verjagen sollen.
Die taz widerruft also die Mitteilung, dass die „Vize GmbH“, die das Sexkaufhaus in dem „Wegert-Haus“ betreibt, das Bordell in den darüber liegenden Etagen eröffnen will. Ihr Geschäftsführer hat als Miteigentümer des Hauses mit dem ungenannt gebliebenen Betreiber einen langjährigen Mietvertrag geschlossen, um ihm die Eröffnung des Bordells zu ermöglichen. DIE REDAKTION