: Serbien löst das Kosovo-Parlament auf
Belgrad (dpa/taz) - Die größte jugoslawische Republik Serbien hat das Parlament der zu 90 Prozent von Albanern bewohnten Provinz Kosovo aufgelöst. Das berichtete am Donnerstag die amtliche jugoslawische Nachrichtenagentur 'Tanjug‘. Danach wurde auch die Regierung dieser Region gegen ihren Willen entlassen. Der aufsehenerregende und rechtlich umstrittene Beschluß Serbiens wird von der serbischen Presse darüberhinaus als Reaktion auf die Ausrufung einer eigenen Republik Kosovo durch albanische Abgeordnete zu Beginn der Woche ausgegeben.
Mit knapp 97 Prozent Ja-Stimmen ist in Serbien eine Volksabstimmung über die neue Verfassung zu Ende gegangen. Gleichzeitig stimmten die Wähler für die Einführung der Demokratie.
Die Annahme der neuen Verfassung schließt eigenständige Wahlen zu dem Parlament in Kosovo aus und war damit eine Vorentscheidung für dessen Auflösung.
Die nichtkommunistische Opposition hatte die Abstimmung als manipuliert bezeichnet. Mit diesem Referendum hätten sich die alleinregierenden Kommunisten den Auftrag erteilen lassen, noch vor den ersten demokratischen Wahlen eine neue Verfassung auszuarbeiten. „Die Kommunisten wollen nur ihre eigene Macht sichern“, hatte die Opposition die Volksabstimmung verurteilt und freie Wahlen noch vor der Neufassung des Grundgesetzes gefordert.
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