: Senator Wagners Einbahnstraße
■ Nach jahrelangem Kampf wird das Uni-Viertel jetzt vielleicht beruhigt Von Ulrike Winkelmann
Tusch: Die Bau- und Betonbehörde Eugen Wagners hat ein Konzept zur Verkehrsreduzierung am Grindelhof im Univiertel vorgelegt. Des weiteren soll der Kreuzungsbereich Rentzelstraße/Grindelallee bzw. -hof fußgängerfreundlich umgestaltet werden.
Als für Baubehördenverhältnisse „revolutionär“ bezeichnet Lutz Güssefeld, Mitglied der AnwohnerInnen-Initiative die Vorlage. Christoph Muermann, seit Jahren im Kampf um die Beruhigung des Grindelviertels engagiert, nennt den Behördenvorschlag einen „Kompromiß, über den sich reden läßt“. Die Behörde sieht vor, daß der Grindelhof nordwärts als Tempo-30-Einbahnstraße geführt wird; die Fahrbahn soll auf vier bzw. 4,40 Meter verengt, ein gegenläufiger Radweg eingerichtet werden. Auf dem 300 Meter langen Teilstück zwischen der Kreuzung Grindelallee/Grindelhof und der Rappstraße werden fünfzehn Parkplätze abgebaut und statt dessen dreißig Bäumchen gepflanzt. 1,1 Millionen Mark will der Senat für den Umbau zur Verfügung stellen.
Vorgestern abend diskutierte der Eimsbüttler Kerngebietsausschuß, das Gremium, das der Bezirksversammlung vorarbeitet, über den Entwurf. Auf Unmut stoßen die Maßnahmen bei den Gewerbetreibenden vom Nordende des Grindelhofs. Juwelier Werner Speer, auch ein Veteran in der Auseinandersetzung um die Straßenberuhigung, fürchtet um seine autofixierte Kundschaft: „Die 138 Betriebe im Quartier sind nicht gewillt, diese Existenzgefährdung hinzunehmen“, tönt er und droht mit rechtlichen Schritten.
Christoph Muermann hält dagegen, daß auch das Einkaufen am Grindelhof attraktiver wird, wenn erst der störende Verkehr eingedämmt ist. Seine AnwohnerInnen-Ini wähnt sich nahe am Ziel; sie will nicht umsonst seit Herbst 1992 für ein Zurückdrängen des Autoverkehrs im Viertel gekämpft haben. „Vorausgesetzt, daß noch Nachbesserungsvorschläge angenommen werden“, so Muermann, stelle sie sich zusammen mit der Bezirks-SPD hinter den Vorschlag.
Anders Heinz Bauske von den Eimsbüttler Grünen: „Eine Einbahnstraße hat nur einen begrenzten Effekt“, moniert er. Während die Baubehörde behauptet, daß der Verkehr von derzeit 20.000 Kraftfahrzeugen täglich um die Hälfte verringert würde, geht Bauske lediglich von einer dreißigprozentigen Reduzierung aus. Überdies sei das Problem mit dem zufließenden Verkehr von Norden nicht geregelt – „die Planung hört nach 300 Metern auf“.
Gunnar Peterson, verkehrspolitischer Referent des Uni-AStA, schließt sich Pauske an. „Die Durchgangsgeschwindigkeit des Verkehrs wird steigen“, meint er, weil die Einhaltung von Tempo 30 nicht zu kontrollieren sei. Seit 1993 votiere die Bezirksmehrheit für eine Vollsperrung des Grindelhofs für den Durchgangsverkehr – warum soll das geändert werden, fragt er.
Für „unsinnige Maximalforderungen“ hat die Baubehörde aber kein Ohr, so Behördensprecher Jürgen Asmussen. Den gesamten Durchgangsverkehr auf die umliegenden Straßen ableiten zu wollen sei nicht zu rechtfertigen. „Im übrigen werden wir uns nur um konstruktive Verbesserungsvorschläge kümmern“, meint er – ansonsten mache die Behörde ohnehin, was sie wolle.
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