Seltsames Konzertplakat für Yusuf Islam: Yusuf Hinduismus? Christentum?
Das Plakat ist so verwirrend, dass man sich das Konzertdatum nicht merken kann. Der Folk-Barde, der mal Cat Stevens hieß, kommt auf Tournee - aber nicht unter vollem Namen.

Es dürfte selten ein verschwiemelteres Plakat gegeben haben als jenes, mit dem für die kommende Tournee eines Typen geworben wird, der in den Siebzigerjahren mal Welterfolge gefeiert hat. Den Nachgeborenen muss also erst einmal erläutert werden, um wen es sich hier handelt: "CAT STEVENS war der musikalische Poet seiner Generation", und nun ist er wieder da und hat "die größten Hits seiner Zeit" im Gepäck.
Das riecht verdächtig nach einer musikalischen Neuinszenierung à la "Hoppsy & The Floppsies spielen die größten Hits von LED ZEPPELIN", aber er ist es wirklich: Cat Stevens, der alte Held des avancierten Schmusefolk. Wobei sich die Frage stellt: Wo ist er denn gewesen?
Cat Stevens hatte keinen kreativen Einbruch und auch keine drogenbedingte Auszeit - sondern seinen Laden einfach zugemacht, so um 1977 herum, als er den Koran für sich entdeckte. Ganze drei Jahrzehnte lebte er als wohlhabender Privatier von seinen Tantiemen ("Peace Train", "Morning Has Broken", "Father And Son", "Moonshadow", "Another Saturday Night", "Wild World", "The First Cut Is the Deepest", "Sitting", Hard Headed Woman", "Sad Lisa", "Lady DArbanville", "Where Do the Children Play" et cetera ad infinitum) als Vater einer vielköpfigen Familie und ehrbares Mitglied der islamischen Gemeinschaft von London - also hinter dem Mond.
Vorgeworfen wurde dem strenggläubigen Kauz in dieser Zeit unter anderem, dass er fremden Frauen nicht die Hand gibt. Ein guter Witz - gemessen daran, was andere Rockstars, auch ehemalige, traditionell so mit Frauen zu treiben pflegen.
Seit 2008 nun macht der Mann, der eigentlich nicht einmal Cat Stevens, sondern ursprünglich Steven Demetre Georgiou heißt, unter seinem 1978 angenommenen Namen Yusuf Islam wieder seine schöne alte Musik. Ein Name mithin, den man seinem sensiblen Publikum offenbar nicht zur Gänze zumuten wollte. Und deshalb mussten die Plakate wohl auch so seltsam islamfrei bleiben. Vorsichtshalber, man weiß ja nie.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links
Wahlverhalten junger Menschen
Misstrauensvotum gegen die Alten
Polarisierung im Wahlkampf
„Gut“ und „böse“ sind frei erfunden
Donald Trump zu Ukraine
Trump bezeichnet Selenskyj als Diktator
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Berlinale-Rückblick
Verleugnung der Gegenwart