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Selbsthilfe: weiter, anders, mehr

■ Erfahrungebericht der Behörden überfällig / „Bremer Topf“: Auch Infrastruktur kostet Geld

Erstens: Der von der Bürgerschaft geforderte 'Erfahrungsbericht zur Selbsthilfeförderung‘ ist seit Monaten überfällig - und dringend nötig, um bestehende Strukturen kritisch zu überprüfen. Zweitens: Geld ist nötig für Infrastruktur. Beides begründeten VertreterInnen des „Bremer Topfes“ gestern vor der Presse.

So etwas wie den „Bremer Topf“ gibt es übrigens sonst in der ganzen Republik nicht: ein Zusammenschluß von 160 selbstorganisierten Gruppen und Vereinen, der statt Ahnungslosigkeit und Konkurrenz Kooperation und Know-How bringt in den Dschungel von Antragsnotwendigkeiten, „Verwendungsnachweisen“, für

die Präsentation gegenüber Behörden, für Rechts- und Finanzierungsfragen. Seit 1988 wird öffentliches Geld für Selbsthilfe über den Bremer Topf vergeben, 1,7 Mio. Mark im letzten Jahr. Und natürlich hat das bundesweit beachtete Modell seine Kinderkrankheiten.

Die fünf Unterstützer-Gruppen, die den „Topf“ mit Infrastruktur und Sachverstand organisieren helfen (Gesundheitsladen, Gesundheitsamt, Netzwerk, DPWV, Parit. Bildungswerk) wollen, wenn der Bericht denn endlich vorläge, einigen „blanken Unsinn“ bereinigen, kündigte Albrecht Lampe, Geschäftsführer im DPWV, gestern

an. Acht Förderschwerpunkte seien unpraktikabel, zudem sich an mehreren Stellen die Ressorts Gesundheit und Soziales überschneiden: Eine Fraueninitiative, die für und mit AusländerInnen Gesundheitsvorsorge betreiben will, kann und wird sich bei den Posten Frauen, Ausländer, Gesundheit um Geld bemühen: Viel Bürokratie und wenig Sinn. Das 'Männerbüro‘ fand sich paradoxerweise zuerst unter „Frauen“, jetzt unter „Gefährdete“ wieder. Ungleiche Vergabe-Kriterien und zufällige Höchstgrenzen oder auch gar keine machen nur Arbeit statt Transparenz. „Auch die Beteiligungskultur ist bei den Ressorts unterschiedlich ausgeprägt;

'Gesundheit‘ beteiligt die Gruppen über den Beirat sehr gut, bei Soziales fehlt das an manchen Stellen“, kritisierte Lampe.

300.000 Mark haben die fünf Unterstützergruppen jetzt für ihre bundesweit beachtete, aber bald nicht mehr als Modellprojekt aus Bonn geförderte Arbeit beantragt. Weil das Selbsthilfe-Geld zunächst direkt den Gruppen zukommen sollte, haben die koordinierenden Verbände und Vereine zunächst ehrenamtlich und gratis zusatzgearbeitet. Das aber geht bestenfalls in Startphasen. Lampe: „Bremer Selbsthilfeförderung kann sich sehen lassen. Das muß dem Senat etwas wert sein.“ S.P

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