: Selbstgefällige Haltung –betr.: „Macht macht dumm“, Leserbrief von Wolfgang Schiller, taz vom 30. 4. 99
Aus Macht folgt also automatisch Dummheit. Offenbar bedingt Macht aber auch Ängstlichkeit. Da ist es natürlich besser, man macht sich rechtzeitig aus dem Staub, wenn es schwierig wird und das eigene Weltbild nicht mehr aufrechterhalten werden kann.
Noch besser ist es allerdings, andere dazu aufzufordern. Der Hinweis, daß auch seitens Bündnis 90/Die Grünen der Dialog mit den Intellektuellen in dieser Frage bisher nicht gerade gesucht wurde, ist wohl richtig. Beispielsweise lebt ein nicht geringer Teil der serbischen Intelligenz im Exil in den USA und Westeuropa. Nur wenige von ihnen scheinen sich bis jetzt öffentlich zum Krieg in ihrem Heimatland geäußert zu haben. Hier wäre vielleicht eine Einladung zur Diskussion vonnöten.
Dennoch ist es eine äußerst selbstgefällige Haltung, als Mitglied von Bündnis 90/Die Grünen diejenigen aus der eigenen Parteiführung abzuqualifizieren, die sich darum bemühen, den Frieden wieder herzustellen und die Vertreibungen rückgängig zu machen. Auch wenn einem der Weg, den diese Leute gehen, nicht gefällt. Wozu ist man Mitglied einer Partei, wenn man, anstatt ihr in einer schwierigen Situation mit Engagement und Kritik beizustehen, sich nur um die eigene Seelenrettung bemüht und andere mit dämlichen Vokabeln wie „machtverliebt“ abstraft.[...] Hajo Gevers, Göttingen
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