: Selbst reguliert lernen
betr.: „Geröstete Bohnen im Kopf“ (Die Wahrheit), taz vom 23. 2. 02
Jürgen Roth sollte schon erlebt haben, dass Fachleute ihre Fachwörter haben. Und nur weil er sie nicht versteht, sind dies noch lange keine „Un- oder Dummwörter“. Für die interessierten Leserinnen sei hier erwähnt, dass es sich bei selbst reguliertem Lernen um die Bündelung methodischer Ansätze handelt mit dem Ziel, weg vom bruchstückhaften und fremdbestimmten Lernen in den engen Grenzen der Schulfächer hin zu (für deutsche Verhältnisse) neuen und kreativen Lernformen in Autonomie und Selbstverantwortung zu kommen. Forderungen also, die von fortschrittlichen Kräften der Gesellschaft bereits seit einiger Zeit erhoben werden. So können SchülerInnen beispielsweise mittels Demontage alter Kaffeemaschinen nicht nur viel über Physik und Chemie lernen, sondern werden darüber hinaus dazu verlockt, sich auch mit weiter gehenden Zusammenhängen wie der Gewinnung von Kaffee und deren Folgen in den Entwicklungsländern zu beschäftigen. Also bitte: Lebensnähe statt „Fürze im Kopf“.
Jürgen Roth hat einen Artikel geschrieben, der uns aufrütteln sollte: Sein offenkundiger Verzicht auf jegliche Recherche und insbesondere die Freimütigkeit, mit der er sein Nichtwissen outet, lässt Züge einer Seelenverwandtschaft mit solchen befürchten, die sich öffentlich zu dem Glauben bekennen, dass Shakespeare eine amerikanische Biersorte sei. Dass ein solcher Artikel aber in der taz erscheinen kann, einer Zeitung, die sich als eines der verbliebenen Sprachrohre fortschrittlich denkender Gesellschaftsgruppen sehen will, gibt einen bedrückenden Blick auf den Zustand der linken Intelligenz frei. Den LehrerInnen steht – soweit sie auch dafür verantwortlich sind – in der Tat eine Menge Arbeit ins Haus! THOMAS HEILOS-SENTKER
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