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Seelsorge um Rudolf Heß

Berlin (ap) - Als „Gipfel des Unverstandes“ hat der Beauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) für die Seelsorge an deutschen Kriegsverurteilten, Theodor Schober, die Haftbedingungen für den ehemaligen Hitlerstellvertreter Rudolf Heß im Berlin–Spandauer Kriegsverbrechergefängnis kritisiert. In einem am Mittwoch veröffentlichten Artikel in der kirchlichen Monatszeitschrift Evangelische Sammmlung schrieb Schober, dem 92jährigen Heß sei bis heute jede gedankliche Auseinandersetzung mit der Zeit zwischen 1933 und 1945 verwehrt worden. Schober zitierte den französischen Seelsorger von Heß ohne Namensnennung mit der Bemerkung: „Mein Gewissen als Mensch und mein Glaube sträuben sich gegen dieses Beispiel des Geistes der Rache, des Hasses, des Zynismus, der Absurdität und der Geringschätzung des Menschen.“ Schober schrieb, jedes Strafmaß könne an die Grenze der Sinnlosigkeit geraten. Christen sollten sich davor hüten, „Schuld, an der viele Anteil haben, auf wenige Sündenböcke“ abzuschieben.

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