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Seehundsterben geht weiter

■ Schon 17 tote Seehunde im niedersächsischen Wattenmeer / Seehundaufzuchtsstation in Norddeich: Immer mehr Frühgeburten, immer mehr kranke Tiere

Im niedersächsischen Wattenmeer sind bisher 17 Seehunde gefunden worden, deren Tod wahrscheinlich auf eine Virusinfektion der Atemwege zurückzuführen ist. Außerdem hat die Zahl der Frühgeburten deutlich zugenommen. Nach dem ersten Zählflug in diesem Jahr leben zur Zeit mit etwa 2000 Tieren rund 300 Seehunde mehr vor der niedersächsichen Küste als zum vergleichbaren Vorjahreszeitpunkt. Diese Bilanz zog Michael Stede vom Veterinäruntersuchungsamt Cuxhaven am Dienstag in der Seehundaufzuchtstation in Nord

deich. Stede sagte, es müsse damit gerechnet werden, daß viele durch eine Infektion geschwächte Tiere den nächsten Winter nicht überstehen werden. Meldungen, der gesamte Bestand könne durch das Virus vernichtet werden, bezeichnete er als „reine Panikmache“.

Stede wies darauf hin, daß die hohe Belastung des Wassers mit verschiedenen Chemiekalien bei Viren zu Mutationen führen könne. Neuen Viren seien die Robben schutzlos ausgeliefert, weil ihr Immunsystem noch keine Abwehrstoffe entwickelt habe.

Keine Erklärung haben Wissenschaftler und Naturschützer bisher für die vielen zu früh geborenen Robbenbabys. In der Seehundaufzuchtstation herrscht in diesem Jahr schon sehr früh Hochbetrieb. Neben zehn Frühgeburten sind auch die ersten normal ausgetragenen Seehunde früher als in den vergangenen Jahren gefunden worden. Ein Seehundbaby mußte am Fundort eingeschläfert werden, da es offensichtlich an der Virusinfektion erkrankt war. Die verspielten „Heuler“ müssen sich deshalb zunächst mit einer Quarantäne abfinden.

dpa

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