: Sebastian Sedlmayr über die geplante Preiserhöhung
Teures Wasser marsch!
Die Versorgung West (VW) will die Wasserpreise für private Haushalte drastisch erhöhen. Das geht aus einem internen Strategiepapier des Unternehmens mit dem Titel „Konzepte für mehr Handlungsfähigkeit – vom regionalen Versorger zum Global Player“ hervor, das der taz vorliegt. Pro Kubikmeter Wasser sollen die Endverbraucher demnach knapp 40 Euro bezahlen. „Nur so kann es uns gelingen, genug Kapital anzuhäufen, um in den lukrativen asiatischen Markt einzudringen“, schreiben die Verfasser des Papiers. Bislang liegt der Kubikmeterpreis, den Bewohner des Westens für das lebenswichtige Wasser bezahlen müssen, bei 32,86 Euro.
VW-Vorstandssprecherin Nina Zypplies wollte die in dem Konzept genannte Zahl nicht bestätigen, räumte aber ein, es gebe „Überlegungen, die Preise anzupassen“. Schwierigkeiten bei der Gewinnung und illegale Abzapfungen hätten in den vergangenen Monaten „den Druck auf die Preisgestaltung erhöht“. Dass VW zum „Global Player“ avancieren will, verhehlt Zypplies nicht: „Wenn wir in die erste Liga der Versorger aufschließen, nutzt das auch den Menschen hier in West“, verspricht sie.
Die Verbraucherinitiative „Meine Welt“ (MW) sieht das anders: „Seit VW zu hundert Prozent privat ist, hat das Unternehmen 7.400 Arbeitsplätze abgebaut“, rechnet MW-Sprecherin Susanne Mayer vor. „Eine Trendwende wäre auch bei Expansion nicht wahrscheinlich.“ Mayer protestiert gegen die drohende Verteuerung: „Wir fordern die VW auf, ihre Pläne zu überdenken“, sagt Mayer. „Wenn die Preise an die 40-Euro-Marke kratzen, werden die Menschen auf ukrainisches Mineralwasser zum Duschen zurückgreifen.“
Vertreter der Parteien hielten sich mit Kommentaren zu dem VW-Papier gestern noch zurück. EU-Wasserkommissar David Martini (Die Sozialisten) sagte lediglich, die VW müsse sich dem globalen Wettbewerb stellen. Der EU-Wassersprecher der Konservativen, Michael Hasselrieder, fügte an, die VW solle für ihre Marktpositionierung jede denkbare Unterstützung aus der Politik erhalten: „Das ist für uns von regionalem Interesse.“ Die grüne EU-Wassersprecherin Christine Watty sagte, sie wolle die Darstellung der VW abwarten, bevor sie das Papier kommentiere, lehne eine Preiserhöhung aber nicht grundsätzlich ab. Watty verwies auf die geringe Schwankung des Wasserpreises in West im vergangenen Jahr und sagte, eine „geringfügige Anpassung der Preise“ sei „durchaus darstellbar“.
Im vergangenen Jahr pendelte der monatliche Abschlag pro Kubikmeter zwischen 31,44 Euro im Dezember 2028 und 32,94 Euro im Februar dieses Jahres. Der Wasserverbrauch pro Kopf beträgt derzeit täglich 34 Liter. Zum Vergleich: Vor dreißig Jahren lag der Wasserverbrauch in Deutschland noch bei täglich 128 Litern pro Kopf. Damals kostete der Rohstoff in West pro Kubikmeter 1,82 Euro.
Die 2017 gegründete VW beliefert sämtliche 12 Millionen West-Haushalte mit Wasser, Strom, Gas und Fernwärme. Sie gehört zu 49 Prozent der Wild West Company mit Hauptsitz in der Steueroase Wuppertal, zu 24,9 Prozent dem Berliner Mischkonzern WAZ, zu 24,9 Prozent dessen Tochterfirma West Enterprises und zu rund 1 Prozent Einzelaktionären.