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Schwulenfeindliche Polizeibeamte

■ Hilfe fand ein schwules Paar erst bei der Opferberatungsstelle „Bremer Hilfe“

Pöbeleien, Telefonterror und Morddrohungen aus der Nachbarschaft: für Walter und Martin (Namen geändert) gehörte antischwule Gewalt zum Alltag. Als die Situation jüngst jedoch zu eskalieren drohte, rief das schwule Paar die Polizei. Die Beamten aber weigerten sich, eine Anzeige aufzunehmen und beschimpften das Paar: „Ihr schwulen Säue!“ Erst als sich Walter und Martin an die „Bremer Hilfe – Opfer- und Zeugenberatungsstelle“ wandten, wurden die homophoben Polizeibeamten zur Rechenschaft gezogen. „Wir haben sofort einen aufgeschlossenen Kripo-Mitarbeiter kontaktiert“, so Danielle Hermans von der „Bremer Hilfe“. Der habe die Sache weitergeleitet und Druck gemacht.

Trotz solcher Negativ-Erfahrungen raten sowohl „Bremer Hilfe“ als auch das Bremer „Rat & Tat-Zentrum“ Opfern antischwuler oder antilesbischer Gewalt zur Anzeige: die Kluft zwischen Staatsgewalt und Homos gehöre schließlich zum Kalkül der TäterInnen, in deren Köpfen oft das Stereotyp des „schwachen Schwulen“ und der „verschüchterten Lesbe“ herumgeistere.

Da es in Bremen jedoch keinen schwulen Kontaktbeamten nach Berliner Vorbild gibt – von einer lesbischen Kontaktbeamtin ganz zu schweigen – übernehmen sowohl „Bremer Hilfe“ als auch „Rat & Tat-Zentrum“ die Vermittlerrolle. Sie bieten psychosoziale Betreuung der lesbischen und schwulen Opfer, deren Begleitung bei der polizeilichen Vernehmung, die Vermittlung eines Anwalts oder einer Anwältin und die Vorbereitung auf eine eventuelle Gerichtsverhandlung an. jbr

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