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Archiv-Artikel

Schweizer Jungs verweigern Heldenverehrung

Frankreich darf glücklich sein, der Schweiz ein 0:0 abgetrotzt zu haben. Zidane Zidane zauberte mit dem Ball nur wenig – und lahmte sichtbar

Von JAF

BERLIN taz ■ 0:0 endete die Partie zwischen Frankreich und der Schweiz – und letztere waren das stärkere Team. Man erkannte noch die einstige Klasse der Franzosen, Weltmeister 1998, sah Zinedine Zidane mit dem Ball künstlerisch tätig, Thierry Henry als seinen kongenialen Kumpel rackernd– aber sie sahen träge aus, kamen immer einen Schritt zu spät, träge von An- bis Abpfiff. Die Schweizer Elf, alles in allem kräftiger im Umgang mit ihren Gegnern, schien bei schweißtreibenden 31 Grad im Stuttgarter Stadion fitter, wacher und absolut respektlos den Helden der WM vor acht Jahren. Ihr Coach Jakob „Köbi“ Kuhn muss sie vor dem Anpfiff daran erinnert haben, was ihm im Sinn steht: Europameister zu werden, 2008, wenn das Turnier im eigenen Land stattfindet.

Schön sah es nicht aus, wie die eidgenössischen Männer sich der Franzosen erwehrten – fünf gelbe Karten hauptsächlich wegen gröberer Spielweise wurden gegen sie verhängt –, aber ihr Spiel wirkte effizienter als das der Mannen um Zidane, vor allem mutiger, athletischer. Das Rezept war das gleiche wie im Herbst im Relegationsspiel gegen die Türkei: Bloß nicht einschüchtern lassen, den Gegner kommen lassen – denn mit einer exzellenten Defensive werden Tore der Gegner zur Rarität.

Das französische Fiasko – wer ist schon die Schweiz? – wurde in der 21. Minute kenntlich: Zidane passt auf den nach links zum Strafraum laufenden Henry – und der verlängert nach rechts. Doch Wiltord, 32-jährig, konnte den Spielzug mangels Schnelligkeit nicht zum Tor verwandeln. Eine Traditionself, die schon in der Quali meist remis spielte: lahm bei dieser WM.

Die Vergangenheit in Person des Zinedine Zidane – erledigt, doch die Zukunft war auf dem Platz: Frank Ribéry, 23, der in seinem Land zum Nachfolger Zidanes ausgerufen wurde, lief seinen Mannschaftskameraden fast immer davon, so eilig hatte er es oft, in Richtung des Tors von Pascal Zuberbühler (landestypisch: eine Bank), aber auch dies stets vergebens im Hinblick auf Tore – seine Kollegen waren nicht an seiner Seite.

Auch der womöglich zu spät eingewechselte Dhorasoo konnte eine Chance in der 90. Minute, allein vor dem Schweizer Tor, nicht nutzen. JAF

Frankreich: Barthez – Sagnol, Thuram, Gallas, Abidal – Vieira, Makelele – Wiltord (84. Dhorasoo), Zidane, Ribéry – Henry Schweiz: Zuberbühler – Philipp Degen, Müller (75. Djourou), Senderos, Magnin – Vogel – Barnetta, Cabanas, Wicky (82. Margairaz) – Streller (57. Gygax), FreiTore: : keineZuschauer: 52.000Schiedsrichter: Valentin Iwanow (Russland)Gelbe Karten: Éric Abidal, Zinedine Zidane, Willy Sagnol / Ludovic Magnin, Tranquillo Barnetta, Philipp Degen, Ricardo Cabanas, Alex Frei