: Schweizer Giftstaub in Hessen
■ Giftiger Filterstaub war als „Zementbeimischung“ getarnt / Zürich soll illegal nach Hessen eingeführten Sondermüll zurücknehmen / Schwermetall– und Dioxingehalt nachgewiesen
Darmstadt/Zürich (ap) - Nach Auskunft des Regierungspräsidiums in Darmstadt wird zur Zeit geprüft, ob der seit Rosenmontag in einer leerstehenden Fabrikhalle in Wächtersbach bei Hanau lagernde, dioxin– und schwermetallhaltige Sondermüll von der Schweiz zurückgenommen wird. Die zwei Lastwagenladungen aus einer Müllverbrennungsanlage der Stadt Zürich waren am 28. Februar als „Zementbeimischung“ getarnt über den deutsch– schweizerischen Grenzübergang Stühlingen bei Schaffhausen eingeführt worden. Der Zoll hatte die beiden Fahrzeuge mit den Filterstaubsäcken zunächst unbeanstandet passieren lassen. Die Zollbeamten hatten dann Verdacht geschöpft und die zuständigen Stellen in Hessen alarmiert. Nachdem Schwermetalle wie Cadmium und Blei sowie Dioxinrückstände in den Säcken nachgewiesen wurden, sei es gemeinsam mit Schweizer Behörden gelungen, die Zürcher Firma „International Project Management (IPM)“ als Eigentümer des Filterstaubs auszumachen. Dieses Unternehmen hat die Entsorgung beider Verbrennungsanlagen der Schweizer Stadt übernommen. Nach dem bisherigen Stand der Recherchen hat die IPM einen Vertrag mit der im hessischen Hasselroth ansässigen Firma „Contreba“ geschlossen. Das Schweizer Umweltbundesamt in Bern habe mittlerweile bestätigt, daß es sich bei der angeblichen Zementbeimischung eindeutig um Sondermüll handele. Die zuständige Staatsanwaltschaft Hanau habe daher ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts auf Betrug eingeleitet, das sich zunächst vor allem gegen die „Contreba“ als Importeur des Filterstaubs richte. Die ehemalige Fabrikhalle in Wächtersbach, in der die 28 Tonnen nunmehr seit Rosenmontag lagern, ist mittlerweile von der Stadt unter Verschluß genommen worden.
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