Schweinegrippe in Berlin: Berliner sollen sauber bleiben
Der Senat meldet drei leichte Krankheitsfälle in Berlin, warnt aber vor Panikmache. Die Bürger sollten allerdings schon ein paar Hygienetipps beachten.
Wer Kopfschmerzen hat, macht sich verdächtig: Die Schweinegrippe hat nun schon drei Berliner erwischt. Aber kein Grund zur Panik, sagt die Seuchenbeauftragte im Senat, Marlen Suckau. Gleichzeitig empfiehlt sie, zu Hause einen Mundschutz bereitliegen zu haben. Ihn zu tragen sei im Moment jedoch "vollkommen übertrieben".
Nachdem am Samstag die Erkrankung einer 23-Jährigen aus Treptow-Köpenick bekannt wurde, meldete die Gesundheitsverwaltung am Montag zwei neue Fälle. Dabei handelt es sich zum einen um den Lebensgefährten der erkrankten Frau. Dessen Erkrankung sei zwar noch nicht vom Robert-Koch-Institut (RKI) bestätigt, so Suckau, nach ihrer Einschätzung werde man aber auch bei ihm das H1N1-Virus nachweisen. Beim dritten Fall handelt es sich um einen 30-Jährigen, der nach seiner Rückkehr aus Rumänien über Symptome wie Unwohlsein, Halsschmerzen und Durchfall klagte. Bei dem Mann mit Wohnsitz in Berlin ist das Virus nachgewiesen. Er hält sich derzeit in Brandenburg auf. Suckau erklärt, es handele sich in allen drei Fällen um leichte Erkrankungen. Für die Patienten sei Quarantäne angeordnet worden, eine Einlieferung ins Krankenhaus sei nicht notwendig.
Die Seuchenbeauftragte empfiehlt hygienische Verhaltenstipps, die sich in der Broschüre "Selbstverteidigung gegen Viren" nachlesen ließen. Das Heft wurde in Zusammenarbeit mit dem RKI erstellt. Es wird gründliches Händewaschen und "Husten in den Ärmel" empfohlen und dazu geraten, "erste Grippeanzeichen" wie Kopfschmerzen, plötzliches hohes Fieber, Husten und Gliederschmerzen ernst zu nehmen. Wer solche Beschwerden habe, solle den Hausarzt vorab telefonisch informieren, damit er "entsprechende Vorbereitungen treffen" kann.
Unterdessen hat das Land seinen Bestand an antiviralen Arzneimitteln ausgebaut und 680.000 "Therapieeinheiten" gekauft. Die befinden sich laut Suckau derzeit in einem zentralen Lager in Deutschland und sind für 20 Prozent der Berliner Bevölkerung ausreichend.
So viele werden wohl nicht krank werden, aber die Seuchenbeauftragte geht schon davon aus, dass es weitere "leichte Fälle gibt", die noch nicht bekannt sind. Die Grippe verlaufe in den ersten paar Tagen mit intensiven Beschwerden, die nach 7 bis 9 Tagen vorbei seien. "Danach ist die Erkrankung erledigt" und für die Bevölkerung ungefährlich, erklärt Suckau.
Auch die Virusexpertin der Charité, Regine Heilbronn, hält die von der Schweinegrippe ausgehende Bedrohung für eher gering. Zwar werde sich das Virus weiter ausbreiten, aber "so wie das Virus jetzt ist, ist es harmloser als eine Grippeerkrankung im Winter".
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!