: Schwarzer Schnee im Himalaya
■ Kuwaits Gesundheitsminister beruhigt die Bevölkerung: Es liegt alles nur am Pollenflug
Neu Delhi/Kuwait-Stadt (afp/dpa/ taz) — Der Schnee auf dem abgelegenen Himalaya-Massiv im Norden Indiens ist eine schwarze Pampe. Skiläufer aus der Schweiz entdeckten in 5.000 Meter Höhe diese Verschmutzung in der Region Sonmarg und Gund — offenbar eine Folge der kuwaitischen Ölbrände. Ihre Skier seien „in einer schwarzen Mischung aus Öl, Ruß und Schnee“ steckengeblieben. Die Skifahrer hätten daraufhin an mehreren Stellen im Schnee gegraben und festgestellt, daß die verschmutzte Schicht etwa fünf Zentimeter dick sei. Die indischen Skigebiete liegen etwa 3.000 Kilometer nordöstlich von Kuwait.
In Kuwait verdunkeln nach wie vor die brennenden Ölquellen den Himmel. Jedem der 450.000 Einwohner ist das Problem klar, aber keiner will oder kann genaue Auskunft geben, wie verheerend sich die Verschmutzung langfristig auf die Gesundheit von Mensch und Tier auswirken kann.
Als erste internationale Organisation machte sich ein Expertenteam der US-Umweltschutz-Agentur (EPA) vor Ort ein Bild. Aber die Ergebnisse ihrer Untersuchungen, wie immer sie auch ausgefallen sein mögen, wurden den Kuwaitis vorenthalten, eine Pressekonferenz im letzten Moment abgesagt. Die US-Experten sind bereits wieder nach Washington zurückgekehrt.
Im Anschluß kam der Finne Marrti Ahtisaari an der Spitze einer UNO-Delegation, die unter anderem die Umweltprobleme des Landes auflisten sollte. Ein Sprecher der Delegation ließ jedoch sofort verlauten, daß substantielle Schlußfolgerungen oder Empfehlungen nach der Bestandsaufnahme ihre Zeit bräuchten. Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sowie amerikanische und britische Militärstellen haben Anläufe gemacht, die Umweltschäden zu untersuchen; Ergebnisse drangen ebensowenig an die Öffentlichkeit.
Der kuwaitische Gesundheitsminister Abdelwahhab Suleiman el- Fausan meinte, trotz Luftverschmutzung, Wassermangels und des zum Himmel stinkenden Mülls auf den Straßen gebe es keine Anzeichen für eine ernsthafte Bedrohung der öffentlichen Gesundheit. Immerhin gab er aber zu, daß einige Kuwaitis über Allergien, Niesanfälle und Augeninfektionen klagten. Diese seien jedoch laut amerikanischer Experten auf den derzeit verstärkten Pollenflug zurückzuführen, beruhigte der kuwaitische Gesundheitsminister seine Landsleute.
Schlimmer noch als die Auswirkungen der riesigen Ölbrände könnte nach Ansicht einiger Experten die Bodenverseuchung durch auslaufendes Öl aus beschädigten, aber nicht brennenden Ölquellen werden. Langfristig könnten sich hohe Konzentrationen von Kohlenwasserstoffen in der Nahrungskette und — über die Entsalzungsanlagen — im Trinkwasser ergeben.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen