piwik no script img

Schwarz-grüne KoalitionsverhandlungenGeräuschlos ins Neuland

Disziplin und Konzentration: Je größer das allgemeine Interesse ist, desto unaufgeregter arbeiten CDU und Grüne in Hamburg auf eine mögliche Koalition hin.

Wieder keine Nachricht: Auf dem Weg in die Verhandlungen enttäuscht Ole von Beust die Medienvertreter. Bild: dpa

HAMBURG dpa Zumindest unter Journalisten setzen die künftigen schwarz-grünen Koalitionäre in Hamburg bereits vor dem endgültigen Verhandlungserfolg Maßstäbe. Die Delegationen arbeiten so diszipliniert und konzentriert, dass es den Beobachtern angesichts des Mangels an Neuigkeiten und Indiskretionen an Stoff für Geschichten mangelt. "Es gibt nichts wirklich Neues", ist ein häufig gehörter Satz der Hörfunk- und Fernsehkorrespondenten, die zwischen Hotel "Grand Elysee" und Goethe-Institut, den beiden alternierenden Verhandlungsorten, auf politische Nachrichten warten.

Obwohl Bürgermeister Ole von Beust (CDU) und Christa Goetsch, Fraktionschefin der Grün-Alternativen Liste (GAL) an diesem Mittwoch unisono und optimistisch von entscheidenden Kompromissen sprechen, die bei Streitfragen wie der Elbvertiefung oder dem Kohlekraftwerk im Stadtteil Moorburg gefunden werden sollen, werden sich Reporter und Öffentlichkeit am Abend wohl wieder mit spärlichen Informationen abfinden müssen. "Ich will die Erwartungen, was die Verkündung der Ergebnisse angeht, nicht hochschrauben", sagt Beust am Morgen und steigt in den Aufzug, der ihn in den Verhandlungsraum bringt.

Gerade weil die Emissäre beider Parteien wissen, dass Sie mit der Konstruktion der ersten schwarz-grünen Koalition auf Länderebene politisches Neuland betreten und sie aufmerksam aus ganz Deutschland beobachtet werden, haben sie sich weitgehendes Schweigen verordnet. Am Dienstagnachmittag erschienen Grünen-Landeschefin Anja Hajduk, der CDU-Landesvorsitzende Michael Freytag, Goetsch und Beust mit ernsten Minen zu ihren täglichen Kurzstatements. Kaum hatte der Bürgermeister angekündigt, die Öffentlichkeit werde am kommenden Donnerstag, 17. April, informiert und er erwarte wesentliche Lösungen für diesen Mittwoch, waren nach gerade mal zwei Minuten alle vier wieder verschwunden.

Ein paar Informationen über das schwarz-grüne Regierungsprogramm gibt es immerhin. So will Hamburg seine Anstrengungen beim Wohnungsbau auf bis zu 6.000 Einheiten im Jahr verdoppeln. Die vorschulische Betreuung von Kindern ab zwei Jahren soll ausgebaut, Schulkinder sollen länger gemeinsam unterrichtet werden. Es bleibt bei einer neuverschuldungsfreien Finanzpolitik. Die gerade eingeführten Studiengebühren von 500 Euro pro Semester werden auf 375 Euro je Halbjahr reduziert und müssen künftig erst bezahlt werden, wenn ein Student ein Jahreseinkommen von mindestens 30.000 Euro erzielt.

Lösungen werden noch gebraucht für die schwierigen Fragen der Energieversorgung und der Verkehrsentwicklung. Hier machen nicht nur Umweltverbände den Grünen Druck, ihre Positionen durchzusetzen. Hier setzen sich auch die Unternehmer der Stadt bei der CDU massiv für ihre Interessen ein. Weil die Erwartungshaltung in diesen Bereichen so groß ist, sind Kompromisse so schwierig - zumal sie dann auch noch von der Basis beider Parteien gebilligt werden müssen. Beust, Hajduk und den anderen muss gelingen, was sie "gesichtswahrend über den eigenen Schatten springen" nennen.

Das Personal soll, wie immer bei Koalitionsverhandlungen, zuletzt besprochen werden. Klar scheint aber, dass Goetsch und Hajduk, denen die CDU-Führung sichtbar Respekt entgegenbringt, für Ressorts wie Schule oder Umwelt in Frage kommen. Für die CDU wird neben Beust allen Berichten zufolge wieder Freytag am Senatstisch Platz nehmen. Der parteilose Innensenator Udo Nagel gilt ebenso als sichere Bank wie Kultursenatorin Karin von Welck. Wirtschaftssenator Gunnar Uldall scheidet auf eigenen Wunsch aus, ihn könnte der bisherige Umweltsenator Axel Gedaschko beerben.

Die SPD muss derweil dabei zusehen, wie ihr Wunschkoalitionspartner GAL eine neue Verbindung eingeht, mit möglicherweise strategischen Folgen für ganz Deutschland. Landeschef Ingo Egloff macht aus seiner Meinung darüber keinen Hehl: Man werde jetzt erleben, schreibt er in einem Beitrag für Die Welt, "dass die 'Koalition der Kreativen' wechselseitig alle ihre Prinzipien über Bord wirft". Die SPD sei bereit, eine große Koalition einzugehen zum Wohle der Stadt, so Egloff weiter - "das wäre vielleicht langweilig aber glaubwürdig".

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

27 Kommentare

 / 
  • N
    NeoCon

    Ich habe im Februar in Hamburg ohne Reue CDU gewählt, weil ich u.a. der Meinung war, daß nach über 30 Jahren SPD-Herrschaft die SPD ruhig noch länger die Oppositionsbank drücken darf. Schwarz-Grün für Hamburg? Gelassenheit, Leute! Schau'n mer mal - wenn's denn klappen sollte.

    Schlimmer als Rot-Rot-Grün kann's auch nicht werden...

    Wie in der Bürgerschaft die Linke Schneider die chinesische Gewaltherrschaft bejubelt, das ist für mich echt kein Aufreger.

    She's stuck in a time vortex!

    Genau so wie viele Grünwähler.

  • F
    Flori

    @rosine

     

    Die Linke ist die Nachfolgepartei der PDS, die PDS ist die nachfolgepartei der SED. "Nachfolgepartei" bedeutet dabei in erster Linie einen bloßen Namenswechsel. Die paar leute, die von der WASG dazu gekommen sind, haben an der Struktur der Partei nichts geändert. Die Basis im Osten besteht immer noch mehrheitlich aus ehem. SED-Funktionären. Deswegen haben die Linken ja auch so ein massives Überalterungsproblem. Wenn die NPD oder die DVU sich morgen in "Die Rechte" umbenennen würde, würde ich auch beide gleichsetzen. Das hat mit Verbrämung nichts zu tun, sondern entspringt nur der Weigerung einem solchen Etikettenschwindel aufzusitzen.

     

    Dagegen finde ich es durchaus ideologisch verbrämt eine Koalition mit der CDU per se auszuschließen. Kohl und Diepgen als Argument gegen Schwarz-Grün ist ziemlich schwach. Man sollte die Beurteilung einer Partei schon an den aktuellen Personen (siehe Kommentar von Frederic) festmachen. Kohl ist meines Wissens schon seit ein paar Jahren nicht mehr Kanzler und Diepgen ward auch schon länger nicht mehr gesehen. Koch und Hessen sind sicherlich ein Sonderfall. Es steht aber sicherlich auch außer Frage, dass Koch massiv an Einfluss verloren hat.

     

    Krass finde ich die Aussage, Kohl habe "die blühenden Landschaften" hinterlassen.

     

    1. die "blühenden Landschaften" verdanken wir originär der SED (heute Linkspartei). Das Kohl (den man aus genügend anderen Gründen nicht mögen kann) den Leuten damals Mut machen wollte, dass es in kurzer Zeit besser würde, kann man ihm m. E. nur verwerfen, wenn man eben (da haben wirs wieder) ideologisch verbrämt ist. Mittlerweile sind Milliarden in den Osten geflossen. Aber die Vorgänger der Linkspartei haben dort die Strukturen dermaßen zerstört, dass es noch Jahre und noch viel mehr Geld brauchen wird, bis man von "blühenden Landschaften" sprechen kann. Aber wie gesagt, dass verdanken wir originär der SED und nicht der CDU.

     

    2. danke Lafo, dass Du uns damals gewarnt hast. Die Leute haben auf den Straßen für ihre Freiheit demonstriert, weil sie keinen Bock mehr auf Grenzschützen und Stasi-Überwachung hatten. Aber hätten wir nur auf Lafo gehört: Dann hätten wir immer noch die schöne Mauer und Ostdeutschland wäre von blühender Landschaft weiter entfernt denn je! Die 90er Jahre waren echt der richtige Zeitpunkt für schlaue, opportunistische Bedenkenträger á la Lafo...

     

    Hartz IV ist so ne eigene Sache. Weiß nicht, ob man da jetzt ne Extradiskussion aufmachen muss. Generell finde ich aber die Einstellung falsch, die davon ausgeht, jeder hätte erstmal nen Anspruch darauf, dass ihn seine Mitmenschen (= "der Staat") finanzieren. Dass die Grünen da ihren Beitrag zu einer Bewusstseinswende geleistet haben, war vielleicht das mutigste was sie je gemacht haben.

     

    Zurück zur ideologischen Verbrämung: Das ist ja wirklich schlimm, dass die Grünen von "den Besserverdienenden" gewählt werden. Denn "die Besserverdienden" sind schließlich die Bösen und "die Hartz IV-Empfänger" sind die Guten.

     

    Vielleicht bin ich einfach zu jung, um so einen prinzipiellen Hass auf die CDU zu schieben.

  • AR
    Andreas Remstedt

    Tatsächlich ist Schwarz-Grün das Ergebnis des Einzugs der Linken in die BBürgerschaft und der Verweigerungshaltung der SPD.

    Es führt erstens zur Stärkung der Egenständigkeit der Grünen und zweitens zur politischen Zivilisierung: a) haben Rechtspopulisten keine Chance mehr, seit populistische Stimmen sich bei der Linken sammeln; b) frißt ja selbst Koch Kreide - unglaubwürdig, aber effektiv; c) wird die FDP absolut überflüssig.

  • R
    rosine

    @Flori

     

    und die Linke mit der SED gleichzusetzen ist nicht ideologisch verbrämt?

     

    Die CDU hat Ehrenvorsitzende wie Kohl und Diepgen, und Herr Koch ist aktiv wie eh und je.

     

    Nur zur Erinnerung: Kohl hat d i e blühenden Landschaften hinterlassen, vor denen Lafontaine gewarnt hat.

     

    Und Hartz 4 haben die Grünen in der Regierung eingeführt. Nochmal zur Erinnerung: Hartz 4 heißt die Festschreibung der Regelsätze auf dem Niveau von 1998 bei gleichzeitiger etwa 15% Leistungskürzung (ersatzloser Wegfall aller Einmalleistungen) durch die Umstellung der Berechnung vom Warenkorb auf die Einkommen- und Verbrauchstichprobe. Dabei sind Teuerung, Euro-Umstellung und Umsatzsteuererhöhung nicht mal berücksichtigt.

     

    Ich wohne in Berlin am Kollwitzplatz, eine sehr schicke Gegend. Bei der Europawahl war ich Wahlhelfer und hab die Stimmen mit ausgezählt: eine einzige Stimme hat den Grünen an den 50% gefehlt. Wahrlich die Partei der Besserverdienenden (mittlerweile).

  • H
    HoGu

    Noch ist Schwarz-Grün nicht in trockenen Tüchern und was bisher aus den Verhandlungsrunden bekannt wurde, ist so dünn, dass es nicht bewertet werden kann. Kompromisse haben es so an sich, dass nicht jeder/jedem alles schmeckt, was dabei rausbrät. Dies gilt umso mehr, wenn mensch nicht das Gesamtergebnis, sondern nur einzelne Zutaten beurteilt.

    Entscheidend ist, was im Koalitionsvertrag stehen wird. Und da erwartet die grüne Basis, dass er deutliche auswaschsicher-grüne Einfärbungen aufweist. Aber es wäre vermessen, nur ein kräftiges Dunkelgrün zu akzeptieren, auch lindgrün wird es geben und - nicht zu vergessen - die Farben des mehr als vierfach stärkeren Verhandlungspartners. Auf das Gesamtergebnis kommt es an.

  • F
    Flori

    @rosine

     

    "und jetzt eine Koalition mit der CDU."

     

    schade, dass so viele grünen-wähler ideologisch verbrämt sind. die cdu ist nicht die npd. finde die von frederic genannten personen auch alle in ordnung. wer damit nicht klar kommt, muss halt die sed-nachfolger à la lafo, gysi, wegner (oder wie die hieß), wagenknecht usw. wählen. aber immer im hinterkopf behalten, dass die ihre eigene bevölkerung einmauern mussten und leute erschossen haben, die raus wollten.

     

    dann doch lieber schwarz-grün!

  • F
    Frederic

    denke auch, dass man mit leuten wie beust, merkel, wulff, peter müller, petra roth, carstensen, althaus, laschet usw. gut zusammenarbeiten kann

  • R
    rosine

    Das war's dann wohl - erst Hartz 4 und jetzt eine Koalition mit der CDU.

     

    Für mich sind die Grünen nach 30 Jahren Treue unwählbar geworden, und Oswald Metzger hat nicht mal die Seiten gewechselt.

  • T
    Tonio

    Grün-Schwarz gehört die Zukunft!

     

    1. nachhaltige Umweltpolitik

    2. nachhaltgie Finanzpolitik

    3. ausgewogene Sozialpolitik (ohne überflüssige und schädliche 1,1% Rentenerhöhung auf Kosten der jungen Generation)

    4. die Roland Kochs in der CDU verlieren schon aus koalitionstaktischen Gründen an Einfluss

    5. bei einer grün-schwarzen Regierung fühlen sich (anders als bei schwarz-gelb oder rot-grün) sowohl Linke als auch Konservative durch die Regierung vertreten

  • N
    NeoCon

    Ich habe im Februar in Hamburg ohne Reue CDU gewählt, weil ich u.a. der Meinung war, daß nach über 30 Jahren SPD-Herrschaft die SPD ruhig noch länger die Oppositionsbank drücken darf. Schwarz-Grün für Hamburg? Gelassenheit, Leute! Schau'n mer mal - wenn's denn klappen sollte.

    Schlimmer als Rot-Rot-Grün kann's auch nicht werden...

    Wie in der Bürgerschaft die Linke Schneider die chinesische Gewaltherrschaft bejubelt, das ist für mich echt kein Aufreger.

    She's stuck in a time vortex!

    Genau so wie viele Grünwähler.

  • F
    Flori

    @rosine

     

    Die Linke ist die Nachfolgepartei der PDS, die PDS ist die nachfolgepartei der SED. "Nachfolgepartei" bedeutet dabei in erster Linie einen bloßen Namenswechsel. Die paar leute, die von der WASG dazu gekommen sind, haben an der Struktur der Partei nichts geändert. Die Basis im Osten besteht immer noch mehrheitlich aus ehem. SED-Funktionären. Deswegen haben die Linken ja auch so ein massives Überalterungsproblem. Wenn die NPD oder die DVU sich morgen in "Die Rechte" umbenennen würde, würde ich auch beide gleichsetzen. Das hat mit Verbrämung nichts zu tun, sondern entspringt nur der Weigerung einem solchen Etikettenschwindel aufzusitzen.

     

    Dagegen finde ich es durchaus ideologisch verbrämt eine Koalition mit der CDU per se auszuschließen. Kohl und Diepgen als Argument gegen Schwarz-Grün ist ziemlich schwach. Man sollte die Beurteilung einer Partei schon an den aktuellen Personen (siehe Kommentar von Frederic) festmachen. Kohl ist meines Wissens schon seit ein paar Jahren nicht mehr Kanzler und Diepgen ward auch schon länger nicht mehr gesehen. Koch und Hessen sind sicherlich ein Sonderfall. Es steht aber sicherlich auch außer Frage, dass Koch massiv an Einfluss verloren hat.

     

    Krass finde ich die Aussage, Kohl habe "die blühenden Landschaften" hinterlassen.

     

    1. die "blühenden Landschaften" verdanken wir originär der SED (heute Linkspartei). Das Kohl (den man aus genügend anderen Gründen nicht mögen kann) den Leuten damals Mut machen wollte, dass es in kurzer Zeit besser würde, kann man ihm m. E. nur verwerfen, wenn man eben (da haben wirs wieder) ideologisch verbrämt ist. Mittlerweile sind Milliarden in den Osten geflossen. Aber die Vorgänger der Linkspartei haben dort die Strukturen dermaßen zerstört, dass es noch Jahre und noch viel mehr Geld brauchen wird, bis man von "blühenden Landschaften" sprechen kann. Aber wie gesagt, dass verdanken wir originär der SED und nicht der CDU.

     

    2. danke Lafo, dass Du uns damals gewarnt hast. Die Leute haben auf den Straßen für ihre Freiheit demonstriert, weil sie keinen Bock mehr auf Grenzschützen und Stasi-Überwachung hatten. Aber hätten wir nur auf Lafo gehört: Dann hätten wir immer noch die schöne Mauer und Ostdeutschland wäre von blühender Landschaft weiter entfernt denn je! Die 90er Jahre waren echt der richtige Zeitpunkt für schlaue, opportunistische Bedenkenträger á la Lafo...

     

    Hartz IV ist so ne eigene Sache. Weiß nicht, ob man da jetzt ne Extradiskussion aufmachen muss. Generell finde ich aber die Einstellung falsch, die davon ausgeht, jeder hätte erstmal nen Anspruch darauf, dass ihn seine Mitmenschen (= "der Staat") finanzieren. Dass die Grünen da ihren Beitrag zu einer Bewusstseinswende geleistet haben, war vielleicht das mutigste was sie je gemacht haben.

     

    Zurück zur ideologischen Verbrämung: Das ist ja wirklich schlimm, dass die Grünen von "den Besserverdienenden" gewählt werden. Denn "die Besserverdienden" sind schließlich die Bösen und "die Hartz IV-Empfänger" sind die Guten.

     

    Vielleicht bin ich einfach zu jung, um so einen prinzipiellen Hass auf die CDU zu schieben.

  • AR
    Andreas Remstedt

    Tatsächlich ist Schwarz-Grün das Ergebnis des Einzugs der Linken in die BBürgerschaft und der Verweigerungshaltung der SPD.

    Es führt erstens zur Stärkung der Egenständigkeit der Grünen und zweitens zur politischen Zivilisierung: a) haben Rechtspopulisten keine Chance mehr, seit populistische Stimmen sich bei der Linken sammeln; b) frißt ja selbst Koch Kreide - unglaubwürdig, aber effektiv; c) wird die FDP absolut überflüssig.

  • R
    rosine

    @Flori

     

    und die Linke mit der SED gleichzusetzen ist nicht ideologisch verbrämt?

     

    Die CDU hat Ehrenvorsitzende wie Kohl und Diepgen, und Herr Koch ist aktiv wie eh und je.

     

    Nur zur Erinnerung: Kohl hat d i e blühenden Landschaften hinterlassen, vor denen Lafontaine gewarnt hat.

     

    Und Hartz 4 haben die Grünen in der Regierung eingeführt. Nochmal zur Erinnerung: Hartz 4 heißt die Festschreibung der Regelsätze auf dem Niveau von 1998 bei gleichzeitiger etwa 15% Leistungskürzung (ersatzloser Wegfall aller Einmalleistungen) durch die Umstellung der Berechnung vom Warenkorb auf die Einkommen- und Verbrauchstichprobe. Dabei sind Teuerung, Euro-Umstellung und Umsatzsteuererhöhung nicht mal berücksichtigt.

     

    Ich wohne in Berlin am Kollwitzplatz, eine sehr schicke Gegend. Bei der Europawahl war ich Wahlhelfer und hab die Stimmen mit ausgezählt: eine einzige Stimme hat den Grünen an den 50% gefehlt. Wahrlich die Partei der Besserverdienenden (mittlerweile).

  • H
    HoGu

    Noch ist Schwarz-Grün nicht in trockenen Tüchern und was bisher aus den Verhandlungsrunden bekannt wurde, ist so dünn, dass es nicht bewertet werden kann. Kompromisse haben es so an sich, dass nicht jeder/jedem alles schmeckt, was dabei rausbrät. Dies gilt umso mehr, wenn mensch nicht das Gesamtergebnis, sondern nur einzelne Zutaten beurteilt.

    Entscheidend ist, was im Koalitionsvertrag stehen wird. Und da erwartet die grüne Basis, dass er deutliche auswaschsicher-grüne Einfärbungen aufweist. Aber es wäre vermessen, nur ein kräftiges Dunkelgrün zu akzeptieren, auch lindgrün wird es geben und - nicht zu vergessen - die Farben des mehr als vierfach stärkeren Verhandlungspartners. Auf das Gesamtergebnis kommt es an.

  • F
    Flori

    @rosine

     

    "und jetzt eine Koalition mit der CDU."

     

    schade, dass so viele grünen-wähler ideologisch verbrämt sind. die cdu ist nicht die npd. finde die von frederic genannten personen auch alle in ordnung. wer damit nicht klar kommt, muss halt die sed-nachfolger à la lafo, gysi, wegner (oder wie die hieß), wagenknecht usw. wählen. aber immer im hinterkopf behalten, dass die ihre eigene bevölkerung einmauern mussten und leute erschossen haben, die raus wollten.

     

    dann doch lieber schwarz-grün!

  • F
    Frederic

    denke auch, dass man mit leuten wie beust, merkel, wulff, peter müller, petra roth, carstensen, althaus, laschet usw. gut zusammenarbeiten kann

  • R
    rosine

    Das war's dann wohl - erst Hartz 4 und jetzt eine Koalition mit der CDU.

     

    Für mich sind die Grünen nach 30 Jahren Treue unwählbar geworden, und Oswald Metzger hat nicht mal die Seiten gewechselt.

  • T
    Tonio

    Grün-Schwarz gehört die Zukunft!

     

    1. nachhaltige Umweltpolitik

    2. nachhaltgie Finanzpolitik

    3. ausgewogene Sozialpolitik (ohne überflüssige und schädliche 1,1% Rentenerhöhung auf Kosten der jungen Generation)

    4. die Roland Kochs in der CDU verlieren schon aus koalitionstaktischen Gründen an Einfluss

    5. bei einer grün-schwarzen Regierung fühlen sich (anders als bei schwarz-gelb oder rot-grün) sowohl Linke als auch Konservative durch die Regierung vertreten

  • N
    NeoCon

    Ich habe im Februar in Hamburg ohne Reue CDU gewählt, weil ich u.a. der Meinung war, daß nach über 30 Jahren SPD-Herrschaft die SPD ruhig noch länger die Oppositionsbank drücken darf. Schwarz-Grün für Hamburg? Gelassenheit, Leute! Schau'n mer mal - wenn's denn klappen sollte.

    Schlimmer als Rot-Rot-Grün kann's auch nicht werden...

    Wie in der Bürgerschaft die Linke Schneider die chinesische Gewaltherrschaft bejubelt, das ist für mich echt kein Aufreger.

    She's stuck in a time vortex!

    Genau so wie viele Grünwähler.

  • F
    Flori

    @rosine

     

    Die Linke ist die Nachfolgepartei der PDS, die PDS ist die nachfolgepartei der SED. "Nachfolgepartei" bedeutet dabei in erster Linie einen bloßen Namenswechsel. Die paar leute, die von der WASG dazu gekommen sind, haben an der Struktur der Partei nichts geändert. Die Basis im Osten besteht immer noch mehrheitlich aus ehem. SED-Funktionären. Deswegen haben die Linken ja auch so ein massives Überalterungsproblem. Wenn die NPD oder die DVU sich morgen in "Die Rechte" umbenennen würde, würde ich auch beide gleichsetzen. Das hat mit Verbrämung nichts zu tun, sondern entspringt nur der Weigerung einem solchen Etikettenschwindel aufzusitzen.

     

    Dagegen finde ich es durchaus ideologisch verbrämt eine Koalition mit der CDU per se auszuschließen. Kohl und Diepgen als Argument gegen Schwarz-Grün ist ziemlich schwach. Man sollte die Beurteilung einer Partei schon an den aktuellen Personen (siehe Kommentar von Frederic) festmachen. Kohl ist meines Wissens schon seit ein paar Jahren nicht mehr Kanzler und Diepgen ward auch schon länger nicht mehr gesehen. Koch und Hessen sind sicherlich ein Sonderfall. Es steht aber sicherlich auch außer Frage, dass Koch massiv an Einfluss verloren hat.

     

    Krass finde ich die Aussage, Kohl habe "die blühenden Landschaften" hinterlassen.

     

    1. die "blühenden Landschaften" verdanken wir originär der SED (heute Linkspartei). Das Kohl (den man aus genügend anderen Gründen nicht mögen kann) den Leuten damals Mut machen wollte, dass es in kurzer Zeit besser würde, kann man ihm m. E. nur verwerfen, wenn man eben (da haben wirs wieder) ideologisch verbrämt ist. Mittlerweile sind Milliarden in den Osten geflossen. Aber die Vorgänger der Linkspartei haben dort die Strukturen dermaßen zerstört, dass es noch Jahre und noch viel mehr Geld brauchen wird, bis man von "blühenden Landschaften" sprechen kann. Aber wie gesagt, dass verdanken wir originär der SED und nicht der CDU.

     

    2. danke Lafo, dass Du uns damals gewarnt hast. Die Leute haben auf den Straßen für ihre Freiheit demonstriert, weil sie keinen Bock mehr auf Grenzschützen und Stasi-Überwachung hatten. Aber hätten wir nur auf Lafo gehört: Dann hätten wir immer noch die schöne Mauer und Ostdeutschland wäre von blühender Landschaft weiter entfernt denn je! Die 90er Jahre waren echt der richtige Zeitpunkt für schlaue, opportunistische Bedenkenträger á la Lafo...

     

    Hartz IV ist so ne eigene Sache. Weiß nicht, ob man da jetzt ne Extradiskussion aufmachen muss. Generell finde ich aber die Einstellung falsch, die davon ausgeht, jeder hätte erstmal nen Anspruch darauf, dass ihn seine Mitmenschen (= "der Staat") finanzieren. Dass die Grünen da ihren Beitrag zu einer Bewusstseinswende geleistet haben, war vielleicht das mutigste was sie je gemacht haben.

     

    Zurück zur ideologischen Verbrämung: Das ist ja wirklich schlimm, dass die Grünen von "den Besserverdienenden" gewählt werden. Denn "die Besserverdienden" sind schließlich die Bösen und "die Hartz IV-Empfänger" sind die Guten.

     

    Vielleicht bin ich einfach zu jung, um so einen prinzipiellen Hass auf die CDU zu schieben.

  • AR
    Andreas Remstedt

    Tatsächlich ist Schwarz-Grün das Ergebnis des Einzugs der Linken in die BBürgerschaft und der Verweigerungshaltung der SPD.

    Es führt erstens zur Stärkung der Egenständigkeit der Grünen und zweitens zur politischen Zivilisierung: a) haben Rechtspopulisten keine Chance mehr, seit populistische Stimmen sich bei der Linken sammeln; b) frißt ja selbst Koch Kreide - unglaubwürdig, aber effektiv; c) wird die FDP absolut überflüssig.

  • R
    rosine

    @Flori

     

    und die Linke mit der SED gleichzusetzen ist nicht ideologisch verbrämt?

     

    Die CDU hat Ehrenvorsitzende wie Kohl und Diepgen, und Herr Koch ist aktiv wie eh und je.

     

    Nur zur Erinnerung: Kohl hat d i e blühenden Landschaften hinterlassen, vor denen Lafontaine gewarnt hat.

     

    Und Hartz 4 haben die Grünen in der Regierung eingeführt. Nochmal zur Erinnerung: Hartz 4 heißt die Festschreibung der Regelsätze auf dem Niveau von 1998 bei gleichzeitiger etwa 15% Leistungskürzung (ersatzloser Wegfall aller Einmalleistungen) durch die Umstellung der Berechnung vom Warenkorb auf die Einkommen- und Verbrauchstichprobe. Dabei sind Teuerung, Euro-Umstellung und Umsatzsteuererhöhung nicht mal berücksichtigt.

     

    Ich wohne in Berlin am Kollwitzplatz, eine sehr schicke Gegend. Bei der Europawahl war ich Wahlhelfer und hab die Stimmen mit ausgezählt: eine einzige Stimme hat den Grünen an den 50% gefehlt. Wahrlich die Partei der Besserverdienenden (mittlerweile).

  • H
    HoGu

    Noch ist Schwarz-Grün nicht in trockenen Tüchern und was bisher aus den Verhandlungsrunden bekannt wurde, ist so dünn, dass es nicht bewertet werden kann. Kompromisse haben es so an sich, dass nicht jeder/jedem alles schmeckt, was dabei rausbrät. Dies gilt umso mehr, wenn mensch nicht das Gesamtergebnis, sondern nur einzelne Zutaten beurteilt.

    Entscheidend ist, was im Koalitionsvertrag stehen wird. Und da erwartet die grüne Basis, dass er deutliche auswaschsicher-grüne Einfärbungen aufweist. Aber es wäre vermessen, nur ein kräftiges Dunkelgrün zu akzeptieren, auch lindgrün wird es geben und - nicht zu vergessen - die Farben des mehr als vierfach stärkeren Verhandlungspartners. Auf das Gesamtergebnis kommt es an.

  • F
    Flori

    @rosine

     

    "und jetzt eine Koalition mit der CDU."

     

    schade, dass so viele grünen-wähler ideologisch verbrämt sind. die cdu ist nicht die npd. finde die von frederic genannten personen auch alle in ordnung. wer damit nicht klar kommt, muss halt die sed-nachfolger à la lafo, gysi, wegner (oder wie die hieß), wagenknecht usw. wählen. aber immer im hinterkopf behalten, dass die ihre eigene bevölkerung einmauern mussten und leute erschossen haben, die raus wollten.

     

    dann doch lieber schwarz-grün!

  • F
    Frederic

    denke auch, dass man mit leuten wie beust, merkel, wulff, peter müller, petra roth, carstensen, althaus, laschet usw. gut zusammenarbeiten kann

  • R
    rosine

    Das war's dann wohl - erst Hartz 4 und jetzt eine Koalition mit der CDU.

     

    Für mich sind die Grünen nach 30 Jahren Treue unwählbar geworden, und Oswald Metzger hat nicht mal die Seiten gewechselt.

  • T
    Tonio

    Grün-Schwarz gehört die Zukunft!

     

    1. nachhaltige Umweltpolitik

    2. nachhaltgie Finanzpolitik

    3. ausgewogene Sozialpolitik (ohne überflüssige und schädliche 1,1% Rentenerhöhung auf Kosten der jungen Generation)

    4. die Roland Kochs in der CDU verlieren schon aus koalitionstaktischen Gründen an Einfluss

    5. bei einer grün-schwarzen Regierung fühlen sich (anders als bei schwarz-gelb oder rot-grün) sowohl Linke als auch Konservative durch die Regierung vertreten