DIE ÜBERNAHME DURCH EIN SPD-UNTERNEHMEN TUT DER „FR“ NICHT GUT : Schwarz gerettet, rot gekauft
Die Frankfurter Rundschau bleibt eine „unabhängige linksliberale Tageszeitung“. So steht es der Präambel der Karl-Gerold-Stiftung, die das Traditionsblatt herausgibt. Und so habe das der neue Investor, die SPD-eigene Medienholding DDVG akzeptiert, freute sich die FR gestern in eigener Sache.
Angesichts diverser realpolitischer Maßnahmen der SPD kann man dieses Bekenntnis zur Linken in der Tat bemerkenswert finden. Für die FR ist die Übernahme ein bitterer Schritt. Bitterer noch als das Ersuchen um die Landesbürgschaft bei der hessischen Regierung des Christdemokraten Roland Koch, das – Zufall oder Schicksal? – vor exakt einem Jahr ans Licht der Öffentlichkeit kam. Denn von einer reinen Kreditabsicherung oder bloßen Finanzspritze kann diesmal keine Rede sein.
Die DDVG will die Mehrheit am FR-Druck- und Verlagshaus übernehmen. Die Zeitung werde ihre „Grundhaltung wahren“, wird in Frankfurt betont. Die DDVG sei schließlich nicht die SPD, sondern ein rein nach wirtschaftlichen Kriterien arbeitendes, erfahrenes Medienunternehmen. Das ist richtig – und paradoxerweise gerade deshalb unglaubwürdig: Mit dem Einstieg der Holding werde die Grundlage gelegt, um die FR zu „der modernen linksliberalen und wirtschaftlich erfolgreichen Zeitung zu machen“, erklärt die Chefredaktion. Wenn dies aber so verhältnismäßig einfach ist, wundert einen das Ausbleiben anderer Investoren.
Zur Erinnerung: Das zweite Unternehmen, von dem bekannt ist, dass es die FR um Rettung anging, war die DGAG-Holding, die sich im Besitz des Deutschen Gewerkschaftsbundes DGB befindet. Bei beiden Unternehmen besteht das gleiche Problem – zu viel Nähe. Gerade weil die FR unabhängig und aus eigener Überzeugung einer linksliberalen, tendenziell eher gewerkschaftsfreundlichen und bei aller im Blatt präsenten Kritik sozialdemokratischen Tradition folgt, kann die DDVG eigentlich nicht die Lösung sein. Dass sie es nun wird, zeigt, wie verzweifelt die Lage wirklich ist. Von den Schwarzen gerettet, den Roten gekauft – Schmuckfarbe Grün. Schön ist das nicht. STEFFEN GRIMBERG
medien SEITE 19