piwik no script img

Aus den Niederungen des FußballsportsSchwaches Bild in der Oberliga

■ Norderstedt steigt ab, Lurup bleibt drin: Außer Toren hielten Ausfälle und dubiose Machenschaften die Amateure auf Trab

Welch ein Saisonfinale in der Oberliga Nord. Um 16.45 Uhr stand fest: Der 1. SC Norderstedt und Preußen Hameln steigen ab. Lurup bleibt trotz der 0:1-Niederlage gegen den neuen Vize-Meister Eintracht Braunschweig drittklassig. Denn auch Norderstedt verlor bei Holstein Kiel mit 0:1. Dabei hätte der Mannschaft von Trainer Bernd Hinners nach 8:2-Punkten in Folge schon ein Remis gereicht. Doch was die SCN-Spieler auch anstellten, in der zweiten Halbzeit wollte der Ball einfach nicht ins Tor. Die Krönung: Thomas Strecker scheiterte mit einem Elfmeter an Kiels überragenden Torwart Dirk Jacobsen.

Meister wurde Kickers Emden, das einen 0:3-Rückstand gegen die HSV-Amateuere noch in ein 3:3 verwandeln konnte und somit aufgrund der besseren Trefferquote gegenüber Braunschweig den ersten Platz belegte. Der VfL Osnabrück vertritt als Dritter den Norden in der Deutschen Amateurmeisterschaft.

Die Bilanz der Oberliga-Saison aus Hamburger Sicht fällt eher ernüchternd aus. Am besten sah es für die HSV-Amateure aus, die sogar von der Amateurmeisterschaft träumten. Verletzungsbedingte Ausfälle sorgten jedoch für schwankende Leistungen der Magath-Elf, die am Ende im Mittelfeld landete.

Dort hält sich auch der VfL 93 auf - für ihn allerdings ein großer Erfolg. Bis auf drei Spieler hatte der komplette Kader der letzten Saison den Borgweg verlassen. Was aus dem zusammengewürfelten Haufen aus gestandenen Spielern (Alsleben, Ottens) und frischen Talenten (Addo, Pali) entstand, verdient Respekt.

Besonders auch Jens Duve, der bei seiner ersten Trainerstation nicht nur erheblichen Erfolg aufweisen konnte, sondern auch noch Rückgrat bewies und auf die dubiosen Machenschaften von Vorstand, Sponsor und Manager mit Rücktritt reagierte.

Sein Nachfolger Uwe Erkenbrecher arbeitet zwar professioneller, wie das aktuelle Luruper Lieblingswort lautet, aber weniger erfolgreich. Daß Norderstedt, der Vize-Meister des letzten Jahres, und Lurup (mit neuen Ex-Profis) bis zum letzten Spieltag gegen den Abstieg kämpften, rundet das äußerst schwache Gesamtbild ab.

In der Hamburger Verbands-Liga bildete sich schon früh eine strenge Drei-Klassen-Gesellschaft. Concordia, Bergedorf und St. Paulis Amateure könnten sicherlich auch in der Oberliga eine gute Rolle spielen. Dagegen dürften der Horner TV und Komet Blankenese wohl auch in der Bezirksliga ihre Schwierigkeiten haben. Die Teams, die dazwischen lagen, boten nun wahrlich nicht immer begeisternde Vorstellungen auf dem Platz.

Die Saison lebte von der Entscheidung des Norddeutschen Fußball-Verbandes, der höchst kurzfristig zur nächsten Saison die Oberliga Hamburg/Schleswig-Holstein einführen wird.

Neben Bergedorf und Concordia, die sich in der Aufstiegsrunde noch für die Regionalliga qualifizieren können, stehen Norderstedt, St. Pauli (A), VfL Pinneberg, Harburger TB, Barsbüttel und Altona 93 als Hamburger Vertreter fest; Halstenbek/Rellingen und der SC Victoria müssen auf die beiden Spitzenmannschaften hoffen und könnten dann nachrücken.

Harry Borchardt

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen