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■ Schulterschluß von Politikern und SchmuggelbaronenFataler Schaden für die Wirtschaft

Ein polnisches Nachrichtenmagazin veröffentlichte vor kurzem eine Statistik, derzufolge die Polen im letzten Jahr dreißigmal mehr Whisky getrunken haben, als offiziell ins Land eingeführt wurde. Da Polen bisher keinen Whisky produziert, muß die Differenz aus dem Schmuggel stammen. Der Staat ist selber schuld, könnte man sagen: Schließlich machen erst horrende Steuern und Zoll den Schmuggel rentabel.

Doch hinter dem Schmuggel stecken keineswegs findige junge Leute, die gleichsam romantischen Helden wie Robin Hood dem Staat eins auswischen und mit Rucksäcken die Tatra überqueren oder die Oder durchschwimmen. Selbst die Zigarettenschmuggler, die ein paar Stangen unter der Kleidung verbergen, sind nur das letzte Glied eines umfangreichen und mächtigen Industriezweigs, der in Polen entstanden ist. Mehr noch: Ein Großteil des polnischen Kapitalismus beruht auf Kapital, das durch Schmuggel angehäuft wurde.

Ehemalige Schmuggler besitzen heute große Privatfirmen, Banken und Versicherungen. Sie unterstützen wirtschaftsliberale Parteien, veranstalten Kongresse und spenden für caritative Zwecke. Sie halten gute Kontakte zu Bischöfen, Priestern und Politikern. Das ist die schöne Fassade. Dahinter steht die mittlere Ebene der Schmugglerbanden, die Lastwagen überfallen, um Einflußgebiete kämpfen, Zöllner korrumpieren oder Schlagbäume an den Grenzen mit eigens verstärkten Lastwagen niedermähen. Selbst der polnische Innenminister bezweifelt nicht mehr, daß Halb- und Unterwelt eine fruchtbare Symbiose mit der Politik eingegangen sind – eine rechtliche Handhabe dagegen gebe es aber nicht.

Doch wenn Kapital am schnellsten illegal – und das auch noch straffrei – akkumuliert wird, gibt es keine Chancengleichheit mehr auf dem Markt. Und wenn Kapital, das durch Elektronik-, Zigaretten-, Auto- und Schnapsschmuggel gebildet wurde, in die Politik fließt, ist die Demokratie bedroht – von dem Schaden, den dieser Schmuggel polnischen Betrieben in den letzten Jahren zugefügt hat, gar nicht zu reden. Für die Belegschaft einer Elektronikfirma, die arbeitslos wurde, weil ihre Firma nicht mehr mit der zoll- und steuerfreien Konkurrenz der Schmuggler mithalten konnte, hat Schmuggel nichts Romantisches. Andrzej Kowalczyk

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