Schulreform: "Alles startet wie geplant"
Zum Schulbeginn starten viele Reformen wie Abschaffung des Sitzenbleibens. Nach dem Volksentscheid sieht Schulsenatorin keine Perspektive für Starterschulen.
Zum neuen Schuljahr beginnt Hamburg mit einem ganzen Strauß von Reformen. So startet die Stadtteilschule, wird das Sitzenbleiben abgeschafft und gemäß einer UN-Konvention haben Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf jetzt das Recht, eine Regelschule zu besuchen.
"Die Eltern haben freie Wahl, ob Sonderschule oder Integration", sagte Schulsenatorin Christa Goetsch (GAL). Das Ergebnis: In den neuen 1. und 5. Klassen werden 746 Schüler integrativ beschult, insgesamt gibt es 79 neue Integrationsstandorte, darunter erstmals Gymnasien. Weitere Neuerungen sind Englisch ab Klasse 1, Abschaffung des Büchergeldes und der Ausbau der Sprachförderung im Umfang von 50 Stellen. Doch noch fünf Wochen nach dem Volksentscheid ist die Abwicklung der Primarschule das beherrschende Thema. "Es startet alles wie geplant. Alle Kinder haben ihren Schulplatz, der ihnen vor den Ferien zugeordnet wurde", sagte Goetsch, um die Gemüter zu beruhigen. Erst am Vortag hatte "Wir wollen lernen"-Sprecher Walter Scheuerl Klage gegen die 23 Starterschulen angedroht. "Kein Kommentar", sagte Goetsch dazu, betonte aber, dass es fraktionsübergreifend einen Konsens gebe, den 865 dort angemeldeten Kindern "Vertrauensschutz" zu gewähren. Das heißt: einmalig gibt es zuerst eine 5. und dann eine 6. Klasse. Der Übergang danach in die 7. Klasse einer anderen Schule wird laut Schulamtsleiter Norbert Rosenboom insofern erleichtert, als dass zu diesen Zeitpunkt an Gymnasien und Stadtteilschulen viele Klassen neu gebildet werden. Nach taz-Information müssen allein in diesem Jahr 1.600 Kinder die Gymnasien verlassen und sich in eine neue Klasse einfügen. Das sind doppelt so viele wie die Starterschüler.
Seit gestern läuft für Eltern eine Beratungshotline. Bis dahin gab es laut Rosenboom nur eine Abmeldung. Es stünde den Schulen zudem offen, einen Schulversuch zu beantragen, sagte Goetsch, setzte aber hinzu: "Es ist die Frage, inwieweit Eltern und Gremien diesen Weg gehen, der in dieser Zeit und in den nächsten Jahren bildungspolitisch keine Perspektive haben wird." Der SPD-Schulpolitiker Ties Rabe hatte am Vortag gefordert, Goetsch möge klarstellen, dass die Schulen langfristig ohne Perspektive sind.
In den neuen 4. und 7. Klassen gibt es jetzt erstmals intensive Förderung statt Klassenwiederholung. In den folgenden Jahren soll dies auch auf die Klassen 8 bis 10 ausgeweitet werden.
51 Stadtteilschulen: Ihr Start läuft laut Senatorin Goetsch gut an. Bis auf sieben haben alle eine Oberstufe oder kooperieren mit einer in der Nachbarschaft. Von den Anmeldezahlen seien 40 der 51 Schulen "komplett stabil". Schwierig sei der Start für Standorte, an denen reine Haupt- und Realschulen fusionieren.
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Der Links-Fraktions-Chefin Dora Heyenn geht das zu weit. "Die Senatorin trägt mit ihren sehr unterschiedlichen Verlautbarungen zur Verunsicherung der Eltern bei, was ich sehr bedauere." Die SPD führe eine Kampagne, die der Volksentscheid nicht hergebe. "Es darf die Wahl der Eltern nicht eingeschränkt werden. Das heißt aber nicht, dass alle Primarschulen verschwinden müssen." Immerhin habe eine große Minderheit in Hamburg für diese Reform gestimmt.
Auch Elternkammer-Chef Peter Albrecht hält einen Schulversuch für realistisch: "Hier werden Eltern nicht zwangsbeglückt. Wer sein Kind im Februar dort angemeldet hat, hat dies bewusst entschieden."
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