: Schulen wollen beim Sport kassieren
■ Vereine sollen für Nutzung der Schulsporthallen zahlen. Sportler fürchten „Gebührenschraube“.
Den Pleitegeier sieht der Kreissportbund (KSB) über Bremens Sportvereinen kreisen. Die Bildungsbehörde will den Sportlern vom nächsten Schuljahr an Schulturnhallen nur noch gegen eine kostendeckende Gebühr überlassen. Bis zu sieben Mark pro Stunde sollen Kindergruppen, Handballteams und Seniorenturnerinnen bezahlen. Eine entsprechende Regelung sei auf Verwaltungsebene „fast entscheidungsreif“, so Arnild Moning, Referentin von Bildungssenatorin Bringfriede Kahrs (SPD). Bis zum Sommer solle sie in den zuständigen Deputationen abgesegnet werden.
Die Vereine müßten dann Mitgliedsbeiträge erhöhen oder offene Angebote etwa zur Ausländerintegration einschränken, warnt der KSB-Vorsitzende Bernd Zimehl. „Jeder Klub wird sich überlegen, ob er für ein Turnier am Wochenende zehn Stunden eine Halle belegt“.
Grundlage für den Plan der Behörde sei die den Schulen neuerdings gewährte Autonomie, sagt Arnild Moning vom Bildungssenat. Nun müsse man den Schulen ermöglichen, Einnahmen aus der Vergabe ihrer Räume zu erzielen. Auch Kulturinitiativen oder Projekte müßten in Zukunft zahlen, wenn sie sich in Schulen treffen wollten. Gemeinnützige Vereine oder Sportklubs kämen aber billiger weg als kommerzielle Nutzer.
In der geplanten Verordnung, die sich am Vorbild Hannovers orientiere, sei zudem sichergestellt, daß der Sport bei der Hallenvergabe bevorzugt werde. Wie Moning sagte, sollten KSB und Behörde weiterhin die Vergabe der Hallen koordinieren. So werde verhindert, daß sich Schulleiter nur die „sanften“ Sportarten ins Haus holten und etwa Fußballer aus Sorge um das Inventar ausschlössen.
Die vorgesehenen Entgelte von drei bis sieben Mark pro Stunde je nach Hallengröße und -ausstattung entsprechen laut Moning den Summen, die das Sportamt für die Nutzung der von ihm verwalteten Sportanlagen verlangt. Die Bildungsbehörde müsse ja auch zahlen, wenn sie vereinseigene Hallen für Schulsport nutzen wolle, sagt Moning. 500.000 Mark gebe die Bildungsbehörde jährlich dafür aus. Sportfunktionäre pochen dagegen auf ein ungeschriebenes Gesetz im Lande Bremen: Die Öffentlichkeit stellt unentgeldlich Sportanlagen zur Verfügung, der Sport füllt sie dann mit Angeboten für die Bürger. „Das ist nur recht und billig“, sagt Klaus Peter, Geschäftsführer des Landessportbundes. Schließlich seien bei den 424 Bremer Sportvereinen 190.000 Menschen organisiert. Ist einmal mit Entgelten der Anfang gemacht, könne jederzeit weiter an der Gebührenschraube gedreht werden, fürchtet Peter.
Schon heute zahlen die meisten Vereine 5,60 Mark Duschgeld pro Trainingseinheit. Nach den Plänen der Bildungsbehörde sollen diese Kosten künftig entfallen. Dennoch könnten einem Verein wie dem SV Hemelingen allein für die Sporthalle Glockenstraße Mehrkosten von 2200 Mark jährlich entstehen, rechnet der KSB-Vorsitzende Zimehl vor. Er kalkuliert, daß die Stadt für die 180 Schulsporthallen künftig bis zu 2,3 Millionen Mark „Nutzungsentgeld“ statt bisher 600.000 Mark Duschgeld von den Vereinen kassieren werde.
Diese Summe müsse hauptsächlich von Kindern, Jugendlichen und Senioren aufgebracht werden, die für ihren Sport auf die Schulhallen angewiesen seien, sagt LSB-Geschäftsführer Peter. Die Tennisplätze für die zahlungskräftige Klientel seien ohnehin privat. jof
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