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Schulen werden um zwölf Prozent kleiner

■ Senatorin Raab legt Musterprogramm vor / Lehrer sollen länger arbeiten

Und noch mehr Stoff für Hamburgs Lehrerschaft: Schulsenatorin Rosi Raab stellte gestern im Rathaus ein neues Musterprogramm vor, mit dem Kosten für den Schulbau reduziert werden sollen. Denn um die 38.000 zusätzlichen Schüler, die bis zum Jahr 2010 erwartet würden, unterzubringen, müßten Neubauten im Umfang von einer Milliarde Mark entstehen.

„Unser Ziel ist es, die pädagogische Arbeit nicht zu beeinträchtigen“, sagte Raab. So sei die Kürzung des Raumbedarfs um rund durchschnittlich zwölf Prozent für alle Schulformen im wesentlichen bei den Nebenräumen erfolgt. Die zugestandene Fläche für Büchereien, Fachräume, Lehrer- und Schülerarbeitsplätze aber auch sonderpädagogische Räume, Pausenhallen und Aulen wurde im Schnitt um 19 Prozent gekappt. Sehr konkret zu spüren bekommen dies alle Elftkläßler: Sie sollen künftig ihren Raum mit anderen teilen. Auch den Grundschulen werden Fachräume gestrichen, weil dieser Unterricht in den Klassen stattfinden kann.

Doch das neue Musterprogramm ist nicht nur für eventuelle Neubauten, sondern auch für alle alten Schulen bindend. Der Anspruch auf lang ersehnte Erweiterungsbauten wird auf diese Weise wegdefiniert. Es sei zu befürchten, daß nur für ein Drittel der zusätzlichen Schüler tatsächlich neue Schulen gebaut werden, heißt es in einer Pressemitteilung der GEW.

Was wird wie schlimm? Und wann ist wer berechtigt, sich dagegen zu wehren? Kurzer Schlagabtausch am Tag vor der großen Bildungsdemo. Die GEW instrumentalisiere die Schüler durch Desinformation, indem sie alternativ gemeinte Sparvorschläge als einander ergänzende Pläne behandele, ärgerte sich Rosemarie Raab gestern in einer ihr nahestehenden Tageszeitung. Außerdem würde sie so tun, „als sei alles schon beschlossen.“

Zugleich gab die SPD-Politikerin erstmals öffentlich kund, daß Hamburgs Lehrer länger arbeiten sollen. Eine Variante sei, die wöchentliche Arbeitszeit je nach Schulformen um eine halbe bis eine ganze Stunde zu verlängern.

„Frau Raab ist nicht gut in Mathematik“, kontert GEW-Sprecherin Anna Ammonn. Raab selbst hätte vorgerechnet, daß durch Lehrerarbeitszeitverlängerung 330 Stellen gespart werden könnten. Aus dem Senat verlaute aber stets die Zahl von 1000 Stellen. Ammonn: „Wenn die Senatorin sich durchsetzt und es ,nur' 300 Stellen sind, sind wir fast beruhigt.“ kaj

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