Schule: Lehrer wollen endlich Lehrer sehen
Das gewohnte Sommerchaos naht: Die Bildungsverwaltung teilt den Schulen die Lehrer zu - und trödelt dabei. Die Schulleiter in der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft warnen vor Personalmangel und Verteilungskämpfen.
Wenn ein Schüler dreimal seine Hausaufgaben nicht gemacht hat, spricht der Lehrer mit den Eltern. Die Vereinigung der Schulleiter in der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft spricht mit der Presse. Der Schüler - im konkreten Fall SPD-Bildungssenator Jürgen Zöllner - sei auch in diesem Jahr wieder im Verzug bei der Verteilung des Lehrpersonals fürs kommende Schuljahr. "An den Schulen herrschen Verunsicherung und Stress", sagte am Donnerstag Wolfgang Harnischfeger, Direktor des Beethoven-Gymnasiums in Lankwitz.
Die übliche Sommerstimmung also: Wie jedes Jahr wissen die Schulleiter nicht, welche Lehrer wie viele Schüler im nächsten Schuljahr unterrichten. Viele waren zu Beginn des laufenden Schuljahres noch ratlos. Zöllner hatte deshalb vor einem Jahr versprochen, in diesem Jahr noch vor der Einschulung Bescheid zu sagen, mit welchem Personal sie planen können. Er bekräftigte das Anfang der Woche.
Eine Umfrage der GEW unter allen 380 Grundschulen zeigt, dass der Senator dieses Versprechen sogar teilweise eingelöst hat. Von den knapp 200 Schulen, die geantwortet hatten, fühlen sich zwei Drittel immerhin so weit informiert, dass sie sich als Gewinner oder Verlierer der Zuteilung einstufen konnten.
Die Lehrerstunden lässt der Senator in diesem Jahr nämlich nach einem neuen Modus verteilen, der laut Zöllner "gerechter und transparenter" sein soll. Doch damit hat er einen Teil der Schulleiter erst recht gegen sich aufgebracht. So erhalten zusätzlich zu den Schülern nichtdeutscher Herkunft nun auch Kinder aus öffentlich alimentierten Haushalten Sprachförderung - und zwar aus einem nahezu identisch großen Topf. Das heißt vor allem für Schulen mit hohem Migrantenanteil im Wedding, in Neukölln, Schöneberg und Reinickendorf, dass sie zunächst Stunden abgeben müssen. Diese sollen aber aus einem sogenannten Dispositionspool ausgeglichen werden.
Als "Unsicherheitstopf" beschimpfte die Schulleiterin der Werbellinsee-Grundschule, Ellen Hansen, das neue Gerät in der Senatsverwaltung. Die Schulleiter müssen sich jährlich mit dem Schulrat im Bezirk einigen, welche Stunden für Projekte, AGs und Förderung sie aus dem Dispositionstopf bekommen. "Wir kommen uns vor wie Bittsteller", empörte sich Hansen. Lothar Semmel von der Clay-Schule in Neukölln warnte vor Verteilungskämpfen. Etwa 100 Lehrer würden fehlen, damit die Schulen keine Einbußen hätten.
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