: Schülerproteste in Spanien erfolgreich
■ Schon am zweiten Tag des Generalstreiks weitgehende Zusagen des Erziehungsministers / Reform der Uni–“Selectividad“ unter Mitwirkung von Profs und Studenten / Freier Hochschulzugang und allgemeine Stipendien abgelehnt / Freitag: Sternmarsch auf Madrid
Madrid (afp/ap) - Der spanische Erziehungsminister Jose Maria Maravall hat am Dienstag zugesagt, daß die umstrittene Prüfungsordnung für die Aufnahme in die Universität reformiert werden soll. Diese Ankündigung erfolgte am zweiten Tag eines für fünf Tage geplanten Generalstreiks der spanischen Gymnasiasten. Hauptforderung der Streikenden und Gegenstand der seit Anfang Dezember andauernden Schüler– und Studentenunruhen in Spanien ist die Abschaffung der „Selectividad“, der Aufnahmeprüfung für die Immatrikulation an den Hochschulen. Der Aufruf zum landesweiten Protest am Mittwoch seitens der für die Streiks und Proteste verantwortlichen Schülerorganisationen hat die Unterstützung der zweitgrößten spanischen Gewerkschaft, der kommunistischen „Arbeiterkommissionen“ (CC OO) erhalten. Dies weckte bei manchen die Befürchtung, auch andere Teile der Bevölkerung könnten auf Demonstrationen ihrer Unzufriedenheit Ausdruck geben wollen. Wie der Generalsekretär im Erziehungsministerium, Alfredo Perez, erläuterte, sollen an dem versprochenen Reformprojekt Dozenten und Studenten beteiligt werden. Schwerpunkte seien das Benotungs–System, das Unter richtsprogramm im letzten Voruniversitätsjahr sowie die Bedeutung, die künftig dem Lebenslauf und den abgelegten Examina für die Aufnahme in die Universität beigemessen werden soll. Außerdem hat der spanische Bildungsminister Maravall den Schülern eine substantielle Erhöhung der Ausgaben für Erziehung und Bildung sowie den Erlaß der Studiengebühren für Studenten aus Familien mit geringem Einkommen angeboten. Er sagte jedoch, die Regierung sei nicht bereit, jedem Studenten ein Stipendium zu gewähren, wie Schülervertreter gefordert hatten. Maravall lehnte auch die Abschaffung der Zulassungsprüfungen kategorisch ab. Die Sprecher der Schülerorganisationen bezeichneten die Vorschläge als unzureichend. Der Streik wurde am Dienstag landesweit unterschiedlich befolgt. Nach Angaben des Ministeriums blieben in Madrid 50 Prozent der Schüler dem Unterricht fern, in den übrigen Landesteilen habe die Streikbeteiligung zwischen 15 und 50 Prozent geschwankt, hieß es. Der Studentenverband sprach indessen von einer landesweiten 80–prozentigen Beteiligung. In Madrid ging die Polizei gegen Studenten vor, die mit quergestellten Autos den Verkehr auf einer wichtigen Verkehrsader blockieren wollten. Für Freitag hat der Studentenverband zu einem Sternmarsch auf die Hauptstadt aufgerufen.
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