: SchülerInnen sind nicht so dumm
betr.: „Berliner Kids scheitern an PISA“, „Zu dumm zum Testen“, taz vom 12. 4. 02
Völlig zu Recht prangert Christian Füller das reaktionäre Sortieren der Kinder und Jugendlichen in „gute“ und „schlechte“ SchülerInnen und das Verteilen auf unterschiedliche Schulformen an. Leider verfällt er dann aber auch der Täuschung, dass die Tatsache, dass in Berlin und Hamburg an Haupt- und Gesamtschulen die vom PISA-Konsortium gewünschte mindestens 80-prozentige Beteiligung deutlich unterschritten wurde, mit „Dummheit“ der SchülerInnen gleichzusetzen ist. Seit Jahren ist bekannt, dass die Zahl der AbgängerInnen ohne Hauptschulabschluss steigt, und trotzdem haben bisher keine sinnvollen Maßnahmen dagegen stattgefunden. Auch ist PISA ja nicht die Vergleichsuntersuchung. Gerade in den letzten Jahren hat es einen regelrechten Boom gegeben. So haben die jungen Menschen in Hamburg vor PISA auch LAU 5, LAU 7, LAU 9 und TIMSS über sich ergehen lassen müssen, ohne dass daraus an den Schulen deutliche Veränderungen zum Positiven erwachsen wären. Vielleicht zeigen die teilweise „erschreckend“ niedrigen Teilnahmezahlen ja doch das Gegenteil: Die SchülerInnen sind gar nicht so dumm, sie wollen sich nur nicht für dumm verkaufen lassen! ANDREAS BAUMGARTEN,
Mitglied im Landesvorstand der Gemeinnützigen Gesellschaft
Gesamtschule (GGG) – Gesamtschulverband, Landesverband
Hamburg
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