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Schreibtisch-Brandstifter

200 MitarbeiterInnen des Heinrich-Bauer-Verlags haben gestern nach einem Aufruf der IG medien-Betriebsgruppe mit 15 Mahnminuten gegen die rassistische Berichterstattung der Zeitschrift „Praline“ demonstriert. Im Verlauf einer kurzen Ansprache betonte eine Belegschaftssprecherin, daß der Kommentar von Chefredakteur Jürgen Köpcke regelrecht ein Aufruf gewesen sei, „auf Asylunterkünfte weitere Anschläge zu verüben“. Köpcke hatte in einem Kommentar gefordert, dem „Schein-asylantenskandal“ ein Ende zu bereiten, indem die Asylunterkünfte „zügist geleert, gesäubert und für deutsche Zwecke umgewidmet werden.“ Die Bauer-Redakteure forderten ihre Verlagsleitung auf, endlich in ihrem Blätterwald für eine ausländerfreundliche Berichterstattung zu sorgen. Die Agentur „Pan Foto“, die der Sex-Postille Kiez-Fotos verkauft hat, kündigte an, dem Magazin keine Bilder mehr zur Verfügung zu stellen. Auch SPD Landeschef Helmut Frahm kritisierte das Bauer-Blatt: „Es ist kein Angriff auf die Pressefreiheit, wenn ich festsstelle, daß der Kommentar des Herrn Köpcke den Boden des vom Grundgesetz geschützen Gutes der Pressefreiheit deutlich verlassen hat.“ Frahms Vorwurf: „Derartige Kommentare sind Streichhölzer an den Benzinflaschen der rechten Gewalttäter, die die Toten von Mölln und Solingen verantworten.“

Foto: Kai von Appen

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