Schöner leben: Poesie? Poedu!
■ Steht auf Euren Versfüßen! Aufsagen kann jeder
Die Menschheit, glaube ich, ist doch nicht verloren. Denn kann eine Menschheit verloren sein, wenn jemand, der gar nicht so aussieht, plötzlich in ein Gedicht ausbricht? Und auch mir murmelt es mit einemmal im Munde. Was ist los? Hach, 's ist der Frühling, 's ist der Sommerzeit wildgewordene Stunde. Und da, wo alles knospt, da wollen auch wir aus uns herauskommen: Die einen kriegen vitale Pickel, die andern rezitieren. Schon sieht man Einzelne in den Straßen, deren Lippen etwas umreißen, die einsame Wörterihrem kurzen Gedächtnis entsteißen: walle walle, manche Schnecke, alles schwalle, daß zur Strecke? Zwecke? Hecke? Nachdenken müssen ist natürlich schon schlecht. Denn das Nette beim Aufsagen ist ja, daß man etwas sagt, ohne groß denken zu müssen. Aber schließlich sagen wir ununterbrochen irgendwas auf und glauben, das sei original von uns. Jedenfalls: Die Scham ist vorbei! Laßt eure Herzen knattern im Gegenwind, ringt um lächelnde Zeilen, dann ist's auch um mich geschehen. Dann geht's aber los hier: Dann zeht leise durch mein Gemüt, liebliches Geläute. Dann klingt ein kleines – oder war's feines? – Frühlingslied, irgendwie ins Weite. Klingt jedenfalls hinaus und, glaub' ich, zu dem Haus, wo die Blumen sprießen, und da schaut es dann eine Rose, und ich soll schön grüßen. Von Heine. Claudia Kohlhasel
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