■ Schöner leben: Monster am Busen
Schöner leben
Monster am Busen
Monika D. (N.u.A.d.R.b.) wollte mit ihrem Kind Urlaub im Schwarzwald machen — Mumps. Irmi N. träumte mit Mann und Timo (2 Jahre) in der Toskana, bis ihren Timo die falsche Zecke biß — Notarzt, Krankenhaus, Abreise. Petra und Claus P.s Jüngster beendete den Dänemark-Urlaub vorzeitig durch Fieberkrampf. Die kleine Ronka bricht sich ohnehin in jedem Urlaub etwas, dieses Jahr: das Sprunggelenk.
Die schönsten Tage des Jahres gehen auf Kindesseite einher mit Epidemien, Grippewellen, hochinfiziösen Kinderkrankheiten und brüchigem Gebein. Unter Aufbietung aller ihnen zu Gebote stehenden Mittel machen die Kleinen ihren Eltern klar, daß ihnen die Malediven, Mallorca und Madrid am Arsch vorbei gehen. Die Tage, da endlich einmal die Eltern Zeit hätten zum Legospielen, Fahrradfahren mit Pommes und Schneckenfangen, verschwenden die Alten mit endlosen Autofahrten, komischem Essen und unheimlichen Menschen. Die Revolte dagegen heißt Krankheit.
Nur mühsam stehen Eltern diese Prüfungen durch — „Krankheit als Weg“, sagen sie, kaufen Schutzbriefe und schließen Reiserücktrittversicherungen ab. Das sind lächerliche Trostpflaster für all das Entgangene. Indes können Eltern noch mehr leiden.
Meiner (3) hatte sich das infamste Sabotageprogramm ausgedacht. Alle Kinder im Haus hatten (natürlich) kurz vor dem Urlaub Masern bekommen. Im schönen Italien hatte meiner (erwartungsgemäß) alle Symptome: Er fand das Essen komisch, die Menschen unheimlich und hatte üble Laune. Und dann der Hammer: Er wurde gar nicht krank!
Der Urlaub war versaut. Die Reiserücktrittversicherung trat nicht in Kraft. Kein gelber Hubschrauber holte uns ab. Wir mußten ganz normal Urlaub machen. Nicht Nattern: Monster züchten wir heran! Burkhard Straßmann
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