■ Schöner leben: Forbid it!
Die obersten Richter hatten ihre haschrelevanten Worte kaum zuende gesprochen, da fläzten sich die Kids schon auf ostertorschen Treppenabsätzen herum: In rissigen Jeans, angetan mit rückwärtsgewandten Hemdchen (ich sage nur: Batik) sogen und suckelten sie an Pfeifchen und verdrehten die Augen. Sollen wir uns jetzt freuen?
Wenn es je eine Drogenkultur jenseits der Alkoholkultur gab, dann war ihr Nährboden das Verbot. Das Lustigste am Kiffen war die Heimlichkeit, in der es zu geschehen hatte. Mein größtes einschlägiges Erlebnis hatte ich in der Jugendherberge zu Marrakesch, als der gesamte bedröhnte Schlafsaal den Jugendherbergsvater ausgesperrt hatte und der wütend an der Tür rüttelte. Das war objektiv etwas gefährlich und subjektibv irrsinnig komisch. Später dann die intimen Sitzungen im Kreise der Wohngemeinschaft, die gern in riskanten Exkursionen in die Welt der Normalen mündeten – würden wir erkannt werden?
Alles Freuden, die unserer Jugend ab jetzt genommen sind. In aller Öffentlichkeit ziehen sie sich einen durch wie alter Trinker einen kippen und beleidigen das Auge der (inzwischen) Normalen durch Haltlosigkeit und Motivationsarmut. In der Hosentasche fünf abgezählte Gramm. Wie öde!
Wie blöd habe ich sympathisiert mit der Forderung „Legalize it!“ Umso heftiger fordere ich ab sofort: „Forbid it!“
Burkhard Straßmann
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