piwik no script img

■ Schöner lebenForbid it!

Die obersten Richter hatten ihre haschrelevanten Worte kaum zuende gesprochen, da fläzten sich die Kids schon auf ostertorschen Treppenabsätzen herum: In rissigen Jeans, angetan mit rückwärtsgewandten Hemdchen (ich sage nur: Batik) sogen und suckelten sie an Pfeifchen und verdrehten die Augen. Sollen wir uns jetzt freuen?

Wenn es je eine Drogenkultur jenseits der Alkoholkultur gab, dann war ihr Nährboden das Verbot. Das Lustigste am Kiffen war die Heimlichkeit, in der es zu geschehen hatte. Mein größtes einschlägiges Erlebnis hatte ich in der Jugendherberge zu Marrakesch, als der gesamte bedröhnte Schlafsaal den Jugendherbergsvater ausgesperrt hatte und der wütend an der Tür rüttelte. Das war objektiv etwas gefährlich und subjektibv irrsinnig komisch. Später dann die intimen Sitzungen im Kreise der Wohngemeinschaft, die gern in riskanten Exkursionen in die Welt der Normalen mündeten – würden wir erkannt werden?

Alles Freuden, die unserer Jugend ab jetzt genommen sind. In aller Öffentlichkeit ziehen sie sich einen durch wie alter Trinker einen kippen und beleidigen das Auge der (inzwischen) Normalen durch Haltlosigkeit und Motivationsarmut. In der Hosentasche fünf abgezählte Gramm. Wie öde!

Wie blöd habe ich sympathisiert mit der Forderung „Legalize it!“ Umso heftiger fordere ich ab sofort: „Forbid it!“

Burkhard Straßmann

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen