■ Schöner leben: Urlaub vom Ich
In einem anderen Leben teilte der Kolumnist geraume Zeit mit einer gebildeten schönen Frau aus Sacramento/Kalifornien ein paar karg ausgestattete Räumlichkeiten mit Bad und WC. Sie war Gast im schönen Nachbarland Frankreich und er auch. Viele Dinge gab's da zu erörtern. Auch das: Treffen sich zwei aus Ohio im Urlaub, ertönt lautes Freudengeschrei. Erkennen sich zwei Busladungen aus Utah fern der Heimat, tauschen sie bald Adressen aus. Doch laufen sich in der entlegenen Fattoria – als Geheimtip weitergeflüstert in sündhaft teueren Magazinen – im Herzen der Toskana zwei deutsche Touristen über den Weg, solche, die das Sternzeichen des padrone kennen, um dabei zu sein und die Vornamen seiner Enkelschar, dann hagelt's abschätzige Blicke oder gar keine. Die Top-Adresse mit der authentischen mamma, die die pasta wie nicht mal das eigene Muttstück hinkriegt, muß verteidigt werden – mit Zähnen und Klauen. Da hat man sich mit Mühe italienische Lebensart schon in deutschen Landen zugelegt, begrüßt seinen Italiener in Landessprache, nimmt dessen Probleme als die eigenen; da folgt man keinem auch nur ein ganz klein wenig als „ausgetreten“ sich erweisenden Pfad im Urlaubs-Zielgebiet – und dann trifft man auf Landsleute aus Pinneberg und Köln-Deutz, die einen auf authentisch machen!
Mit solchen will unsereiner, erklärt der Kolumnist der ungläubigen Kalifornierin beim 89er Barolo, nichts zu tun haben. Soll schon vorgekommen sein, daß einer, den Landsmann in Hörweite, einfach die Klappe gehalten hat, um sich nicht zu outen – „Urlaub vom Ich“ in deutscher Wertarbeit. Alexander Musik
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