■ Schöner Leben: Kill den Grill!
Kann der Mensch grillen wollen? Also Würste und Konsorten? Nein. Es kann einfach nicht sein. Der Mensch war doch ursprünglich gut! Und schön! Und ließ die Finger vom Feuer mit Recht.
Wann die schrecklichen Mächte der Finsternis auf den Grillplatz traten, wir wissen es nicht. Wir ahnen nur: Es muß eine geheime Urgrill-Connection aus Grillkohlenhändlern und Metzgerpaten gegeben haben, die in das menschliche Koch-und- Brutzel-Urwissen das künstliche Grill-Gen gepflanzt hat.
Nur so ist zu erklären, daß an sich harmlose Mitmenschen bei ansteigenden Temperaturen die Übersicht verlieren und arme Rippchen wie Jammerlappen auf glühende Kohlen werfen. Oben drüber hängen sie gerne fettabweisende Girlanden und stellen mehrere Nachbarn dazu, damit alles noch netter ist als so schon. Unpraktische Hausherren werden im Handumdrehen Spießchen-Logistiker und Kinder zu Blasebälgern. Pärchen pieksen sich gegenseitig Silberzwiebeln auf Plastikgabeln, bis alles quietscht. Und die Pusztawürzmischung macht unsereinem wenigstens pikante Alpträume.
Man kann nicht verstehen, daß Abende sich für sowas hergeben. Es muß daran liegen, daß der Abend im Grunde ein Schmarotzer ist und ordinär: ringelt sich solange um Grillparties, bis er was abkriegt. Und wenn's Schwarte wär'! Zur Strafe geht der Abend jeden Abend unter. Aber eines Tages wird er daraus lernen. Und dann gnade dir Gott, Puschtamischung! Claudia Kohlhase
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen