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■ Schöner LebenStellungskrieg

Mit 1180 Dollar Strafe soll dieser schmutzige Autosex-Maniac Hugh Grant, der sich Schauspieler schimpft, davonkommen! Da erzittern die Boulevardblätter landauf, landab, vor moralischer Entrüstung. Und auch wir können nun nicht länger umhin, in der Öffentlichkeit Stellung zu beziehen.

Erinnern wir uns doch mal an „Vier Hochzeiten und ein Todesfall“, Grants Erfolgsfilm des letzten Sommers. Da ging es doch schon los: Der Star war unfähig, im richtigen Moment vor dem Traualtar „Ja“ zu sagen. Immer auf der Suche nach was Besserem! Ein Jahr später, wieder im Sommer, diesmal in L.A.: Autosex. Der Täter hat sofort gestanden. „Unzüchtiges Verhalten in der Öffentlichkeit“, hieß die Anklage. Doch zum Autosex gehören mindestens zwei!

Was wirklich war in jener unheilvollen Nacht des 27. Juni? Wir werden es erst erfahren, nachdem „Devine Brown“ gestanden hat. Was sie tun wird. Im Exklusiv-Interview für eine britische Boulevardzeitung. Für 150.000 Dollar. Das Honorar läßt den Schluß zu, daß nun weitere Autosex-Episoden bisher unbekannten Ausmaßes enthüllt werden. Was wird sein, nachdem Hugh Grant seinen AIDS-Aufklärungskursus, zu dem er verdonnert wurde, absolviert hat? Was, wenn die Mittäterin Stella Marie Thompson ihre lächerlich geringe Haftstrafe (sechs Monate) abgebüßt hat? Keine Frage: Beide werden sich sofort ins nächste Auto stürzen und...

Mildernde Umstände? Keine. Denn haben die beiden vielleicht bloß gemeinsam die Betriebsanleitung studiert oder Hugh Grants Brille auf dem Rücksitz gesucht? Nein, die Staatsmacht ist doch mit den unbestechlichen MagLite-Stabtaschenlampen ausgerüstet, mit denen sich jeder Winkel nackter Haut ausleuchten läßt.

Daher kein Zweifel: Autosex fand statt. Nicht guter keimfreier Telefonsex, kein kuscheliger Bettsex, sondern: böser, verachtungswürdiger Autosex! Und wohl nicht nur in diesem Auto. Sind so viele parkende Autos allüberall, sind so viele Männlein und Weiblein, Schauspieler und Nicht-Schauspieler, unterwegs. Oh, Hugh Grant, zahl die 1180 Dollar pünktlich! Damit genug Ordnungshüter bezahlt werden können, um rund um die Uhr in amerikanische Autos zu leuchten und der Unzucht heimzuleuchten – und, um weiterhin Aufklärungsspalten wie diese und tausend andere füllen zu helfen. Alexander Musik

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