Schock, lass nach : Wettskandal? Mehr nicht?
AUS ROM MICHAEL BRAUN
Wettskandal im Fußball, verschobene Partien, korrupte Schiedsrichter, geldgierige Spieler – in Italien ist so etwas keine Überraschung. Erst im Sommer flog der letzte größere Skandal auf. Gleich 33 Spieler, dazu Trainer und Funktionäre sowie zwölf Clubs aus der Zweiten, aber auch der Ersten Liga waren angeklagt, Ergebnisse abgesprochen zu haben und dann mit hohen Wetteinsätzen eingestiegen zu sein. Am Ende reichten die Beweise vor der Disziplinarkommission des Fußballverbands nur zur Sperre für sechs Spieler – der Chef des Wettbetrüger-Rings erhielt drei Jahre. Dem Zweitligisten Modena wurden in der Tabelle vier Punkte abgezogen.
Viel höhere Wellen schlug dagegen der Skandal von 1980. Damals mussten Lazio Rom und der AC Mailand zur Strafe in die Zweite Liga absteigen, fünf weitere Clubs erhielten Punktabzüge, zwanzig Spieler wurden für mehrere Jahre gesperrt. Ein weitere Skandal traf 1986 den SSC Neapel, in den Neunzigern schlugen sich die Ermittler mit kleineren Episoden herum. Entsprechend zurückhaltend steigt Italiens Presse auf den deutschen Skandal ein: Knappe Faktenwiedergabe, gelegentlich garniert mit dem Hinweis, der deutsche Fußball erlebe den größten Skandal seit 1970/71, und das ausgerechnet ein Jahr vor der WM. Bloß die linke Unità schlägt den Bogen etwas weiter: Sie sieht schon Kanzler Schröders WM-Deutschland-Imagekampagne versaut und stellt fast mitleidig fest: „Die schönen Zeiten, in denen der Fußball ein relativ sauberes Spiel war, sind vorbei, auch in Deutschland.“