■ Schnittplatz: CDU-Aufschwung
Ei, das ist aber verwunderlich. Da hat uns Sat.1 letzte Woche noch wie gewohnt auf die sonntägliche „Talk im Turm“-Sendung aufmerksam gemacht. Freudig annoncierte die sendereigene Pressestelle eine „Top-Besetzung zu einem Top-Thema“. Zur Frage „Aufschwung ohne Arbeitsplätze“ würden unter anderem SPD- Kanzlerkandidat Scharping mit Bundeswirtschaftsminister Rexrodt (FDP) und Treuhandchefin Birgit Breuel diskutieren. Das hat schon fast das Format einer Elefantenrunde. Zumal im immer noch super seienden „Superwahljahr“. Doch halt, da fehlt doch was? Da is ja gar keiner von der Union dabei. Das mag irgendwann auch Sat.1-Programmdirektor und CSU-Mitglied Heinz Klaus Mertes ins Auge gestochen sein. Is ja n' Ding, wird er sich gesagt haben, schließlich kümmert sich sein Sender doch sonst so fürsorglich um die Belange der Union: Im hauseigenen Kohl-Magazin „Zur Sache Kanzler“ hält Mertens für die Kanzlersache sogar selbst demütigst die Segelohren hin und läßt sich zum Wohl der Wunschpartei von dem großen Dicken TV-wirksam abkanzeln. Ja, was tut man nicht alles für seine politische Überzeugung?
Also wurde Mertes auch in Sachen „Talk im Turm“ aktiv. Am Freitag – die Programmankündigungen waren längst raus – gibt Mertes der Produktionsfirma AVE, die die Sendung für Sat.1 herstellt, freundlichst zu verstehen, daß man da an der personellen Besetzung doch noch was ändern müsse. „Im Sinne einer Optimierung der Sendung“, versteht sich. Da Scharping sich gegen eine zu große Runde verwehrt hatte und da man Rexrodt schlecht ausladen konnte, mußte Birgit Breuel dran glauben. Auf ihren Platz wurde kurzfristig Arbeitsminister Norbert Blüm (CDU!) gesetzt. „Talk im Turm“- Produzent Felix Schmidt erklärte gegenüber der taz, daß seine Redaktion mit der alten Konstellation gut hätte leben können. Sat.1 habe seit Dienstag von der Planung gewußt. Zwar sei der Vorgang insgesamt in Ordnung, der Zeitpunkt des „Hinweises“ sei jedoch „einfach zu spät“. Was heißt hier zu spät – gerade noch rechtzeitig, wird sich Mertes gesagt haben. Schließlich lebt die CDU super in Zeiten des Wahlkampfes...mum
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