■ Schnittplatz: Comeback des Araber-Hengstes
Geheimnisvolles Arabien! Land des Weihrauchs und der Karawanenstapelplätze, Land auch der lebenslustigen Männer, denen die Brustmatten blühen und in deren Pilotenbrillen sich das Abenteuer spiegelt. Endlich sind sie da, die legitimen Erben Adnan Kashoggis, dessen Feten auf der 86-Meter- Yacht „Nabila“ (nur echt mit Hubschrauberlandeplatz!) noch immer unvergessen sind. Gebräunt und schnauzbärtig lächeln sie uns von den Titelseiten der Boulevardpresse an, denn wer sonst, wenn nicht diese Hengste aus dem Trockengürtel der Alten Welt, könnte die immer größer werdenden Sommerlöcher in der deutschen Presselandschaft stopfen?
Am dollsten treibt es derzeit Dodi. Kein Scheich, aber immerhin Polospieler und milliardenschwerer Kaufhauserbe. Seit Wochen schippert der „Märchenprinz aus dem Morgenland“ gemeinsam mit Lady Di über die Titelseiten von Gala bis Bunte, bei der bereits die Hochzeitsglocken geläutet werden. Obwohl sich Dodi doch bereits einer anderen Dodette versprach.
Oh, herrliches Morgenland, wo Monogamie und Auflagenschwund noch Fremdwörter sind: Aus Lady Di wird Soraya, aus Arabella Kiesbauer Scheherazade. Nur so kann die Talkmasterin dem Schicksal als Haremsdame entfliehen, das sich nicht nur die Münchener Abendzeitung sehnlichst herbeiwünscht. Dort hatte man bereits vor Wochen Prinz Adel Nasser ins Blatt gerückt, samt Goldschmuck und einem Scheck über eine Million, mit dem er die schöne Arabella in seine Stoßburg zwingen will. Da hilft wohl nur noch Märchenerzählen, aber das kann sie ja gut.
Selbst beim sonst sehr abendländischen Tagesspiegel glimmen derzeit stimulierende Räucherstäbchen in der Redaktionsstube. „Ich hätte gar nicht gedacht, daß man mit einem Kamel so schön schmusen kann“, zitiert die Reporterin eine 17jährige Berlinerin, wobei offenbleibt, ob sie damit seine Exzellenz Shaik Salah Bin Zayed meinte oder nur eines seiner Trampeltiere, die er vom Regierenden Bürgermeister durchs Brandenburger Tor treiben ließ. Jala, Jala! Oliver Gehrs
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen