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Schneller, jünger, angepaßter

Unternehmensberater wollen Hochschulen umkrempeln/ Eingangstests/ Erster Abschluß nach sechs Semestern/ Hörergeld für Professoren  ■ Von Gregor Kursell

„Die Unmöglichkeit der Politik, die Bildungshaushalte weiter zu steigern, macht eine Überprüfung der Effizienz des Systems und seiner Teilsysteme dringend erforderlich.“ Unter dieser Prämisse hat sich die Kienbaum-Unternehmensberatung darangemacht, die deutsche Hochschullandschaft zu analysieren. Über den Auftraggeber der Studie schweigt Kienbaum bisher noch. Wer die Debatte über die drohende „Bildungskatastrophe“ verfolgt hat, kennt die Forderungen: Die Hochschulen müssen sich öffnen für Marktwirtschaft, Kosten-Nutzen- Analysen und Wettbewerb. Wie vor über 20 Jahren die Achtundsechziger wollen auch die Unternehmensberater aufräumen mit dem 1.000jährigen Muff unter den Talaren — allerdings unter anderen Vorzeichen. Schnelles Studium, junge Absolventen, praxisnahe Ausbildung sind ihre Ziele. „Die Entscheidung über den Wert einer Ausbildung trifft der Arbeitsmarkt“, lautet einer der Kernsätze der Studie.

Die akademischen Selbstverwaltungsgremien will Kienbaum durch ein „effektives“ und „effizientes“ Hochschulmanagement, das zumindest in den Traditionsuniversitäten Deutschlands selbst keinerlei Tradition hat, ersetzen. „Die Bereitschaft einerseits und die Fähigkeit andererseits, leitende Positionen in der Hochschulselbstverwaltung zu übernehmen, stehen bei den Professoren mitunter in einer negativen Korrelation“, spotten die Autoren der Studie. Wie sehen die Vorschläge aus, die den Hochschulabsolventen die „Marktfähigkeit“ gewährleisten sollen? Damit potentielle Studienabbrecher gar nicht erst Hörsäle und Bibliotheken verstopfen, sollen sie schon vor Studienbeginn durch individuelle Eingangstests erkannt und ausgesiebt werden. (Das Wort aussieben hört Guido Lohnherr, Mitautor der Studie, in diesem Zusammenhang nicht gern.) Ein erster Abschluß nach sechs Semestern Grundstudium soll alle diejenigen aus den Unis in die Arbeitswelt lenken, denen der Sinn nicht nach Wissenschaft steht. Generell soll ein zu einem Beruf führendes Studium einer „Schlankheitskur“ unterzogen werden. Wer mehr wissen will, muß auf Fort- und Weiterbildung setzen. Das kann etwas kosten, und auch der Arbeitgeber hat ein Wörtchen dabei mitzureden. Die Professoren will Kienbaum mit Hörergeldern und anderen Anreizen dazu bringen, sich mehr Mühe mit der bisher sträflich vernachlässigten Lehre zu geben.

„Hochschul-Controlling“ soll die Leistung von Fakultäten und Universitäten in Kennziffern wie dem Verhältnis Professoren/Studenten oder der Zahl der Abbrecher transparent machen, um den Wettbewerb unter den Hochschulen anzufachen — ähnliches erdachte Lenin, um den „sozialistischen Wettbewerb“ zu organisieren. Mehr Drittmittel und die Umverteilung von Ressourcen zu Gunsten der gefragten Fächer soll Bedarfslücken decken.

Neu sind diese Vorschläge nicht. Vieles davon findet sich beispielsweise in dem Thesenpapier, das die Spitzenverbände der Wirtschaft im Januar dieses Jahres unter dem Titel „Differenzierung, Durchlässigkeit, Leistung“ herausgegeben haben. Die Studie führt zu einem Bildungssystem, das in kurzer Zeit viele junge und in wissenschaftlicher Hinsicht weniger qualifizierte Absolventen produziert. Für die Personalchefs keine unangenehme Vision: formbarer Nachwuchs, der keine großen Ansprüche stellen kann und automatisch ein niedrigeres Einstiegsgehalt bekommt als die wesentlich älteren Magister oder Doktoren.

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