: Schnelle Kost im Biogewand
Wer nicht bei der erstbesten Currywurstbude einkehren möchte, obwohl er Lust auf Fastfood und Imbisskultur hat, dem bieten sich in Berlin mittlerweile vielerlei Alternativen in fast allen Bezirken: von Ökoburgern bis zu frisch zubereiteten Salaten
VON MARKUS WILD
Manchmal überkommt einen das Bedürfnis nach Tiefkühlkost und Frittenfett. Es sind Jugenderinnerungen, in die sich der Geschmack von Fastfood und Imbisskost eingebrannt hat. Damals, im Süden der USA zum Beispiel, als unser leckender Wagen eine Ölspur durchs ganze Land zog und wir uns tagelang von Whoppern ernährten, weil sie für 99 Cent im Angebot waren. Billig, aber schmackhaft und doch immer ein unbefriedigtes Bedürfnis hinterlassend, denn kein Burger macht wirklich satt. Vielleicht mag er schwer im Magen liegen, aber zehn Minuten später meint man wieder ein Loch im Bauch zu haben.
Wer nicht bei der erstbesten Currywurstbude einkehren möchte, obwohl er Lust auf eine schnelle Mahlzeit hat, dem bieten sich in Berlin mittlerweile vielerlei Alternativen in fast allen Bezirken: von Ökoburgern bis zu frisch zubereiteten Salaten. In Kreuzberg kann man zum Beispiel bei Yellow Sunshine in die Wiener Straße einkehren, dem „ersten Bio-Fastfood Restaurant“ Deutschlands; die ausschließlich vegetarischen oder veganen Speisen sind garantiert biozertifiziert und -kontrolliert. Hier hat sogar das Frittieröl, mit dem Hamburger, Gyros oder Currywurst zubereitet werden, Bioqualität.
Das schafft sonst noch keiner – auch der Imbiss Witty’s nicht. Trotzdem musste man bei der legendären Frittenbude am Wittenbergplatz während der WM stets in der Schlange stehen, während sich im benachbarten KaDeWe meist ein Bild gähnender Leere bot. Der Wurststand von Ernst Exter in der Westberliner City begann 1999, auf Bionahrung umzustellen. Heute erfüllt das Witty’s-Angebot nicht nur die Biostandards der EU, sondern auch die darüber hinausreichenden Bioland-Anforderungen.
Nahe dem U-Bahnhof Kleistpark kann man sich währenddessen bei Dr. Food „verarzten“ lassen. Suzan Jannoun, Diplomingenieurin für Nahrungsmitteltechnologie, hat in der Langenscheidtstraße 12 ein Lifestylebistro eröffnet, wo hochenergetische, biologisch gesunde Gerichte zu fairen Preisen erhältlich sind; eine besondere Spezialität des Hauses ist der frisch gepresste Dinkelsaft – in den USA wird er bereits seit längerer Zeit erfolgreich zur Stärkung des Immunsystems angewendet.
Ausgesprochen lecker sind auch die Biosnacks von Karotta in der Kopernikusstraße 12. Daneben bietet der Laden auch eine große Auswahl hervorragender Kaffees an – „Picnic & Coffee“ lautet das Karotta-Motto, die Friedrichshainer Antwort auf das Coffee-to-go-Angebot der New Yorker Delis.
In der Charlottenburger Knesebeckstraße hat hingegen im April ein neues Schnellrestaurant seine Türen geöffnet: Gorilla bio fast food. Vor den Augen der Gäste werden hier frisches Obst und Gemüse geschnitten und entweder pur am Spieß, in der Tüte mit leckeren Dips oder in Kombination mit Broten, Nudeln, Kartoffeln, Müsli und als Salat zubereitet. Vom Gewürz bis hin zum Endprodukt wird nur mit biologischen Rohstoffen gearbeitet – bei angemessenen Preisen bis zu sechs Euro.
Eine besondere Variante bioaktiver Vollwertkost bietet das Unternehmen Bio Bite an. Dazu gehören unter anderem die Bio Bite Burger, die laut Eigenwerbung „schneller knusprig gebraten und auf dem Tisch“ seien „als die meisten Mikrowellengerichte“. Am 3. August will Bio Bite in der Zinzendorfer Straße in Tiergarten ein Bistro eröffnen – womit man voll im Trend liegt. Mittlerweile hat Moabit, früher häufig „Morbid“ geschimpft, sein Schmuddelimage abgelegt, und immer mehr junge Familien ziehen hierher. Für diese scheint das Konzept von Bio Bite maßgeschneidert zu sein. Denn neben dem Verzehr vor Ort kann man die Fertiggerichtprodukte auch für den Hausgebrauch kaufen.