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Schnell und jung

■ NDR 5, das neue „N-Joy-Radio“ / Private fürchten „Frequenzverstopfung“

Torsten Engel, 30jähriger NDR-Jungdynamiker mit dazugehöriger Flachfunkerfahrung, rollte die flinke Zunge aus: „Wir werden die jungen Leute so in den Tag bringen, wie sie's verdienen.“ Mit „N-Joy-Radio“ samt (gestern vorgestelltem) neuem Logo, massiver Werbekampagne und Mini-Funkhaus am Winterhuder Fährhaus nämlich: die Antwort des NDR auf sinkende Hörerzahlen und Erfolge der privaten Kommerzfunker.

Ab April 1994 soll das fünfte NDR-Programm jugendliche HörerInnen heim in den öffentlich-rechtlichen Schoß locken. Unter Engels Leitung: „Es wird sehr, sehr schnell und sehr, sehr jung ... die besten Geschichten ... die neuesten Trends ... der intelligentesten Comedy ... soviel zum Programm.“ Ob das reicht, um den von NDR-Intendant Jobst Plog vorgegebenen Anspruch eines „intelligenten Kopfradios“ zu erfüllen? „Ja,“ sagt NDR-Intendant Jobst Plog und versichert unermüdlich, daß selbst ein von gerade mal acht festangestellten Mitarbeitern produziertes, von etwa acht redaktionellen Beiträgen pro Tag dekoriertes öffentlich-rechtliches Rundfunkprogramm viel viel viel mehr Information bieten wird, als die private Konkurrenz.

Im Gegensatz zu denen werde N-Joy-Radio nämlich „keine Insel der Seligen, kein Musikghetto für Ignoranten sein, wenn sich in Moskau die Ereignisse überstürzen.“ Das klingt ein wenig nach angeschlagenem Tiger, der laut brüllt. Die Konkurrenz allerdings scheint die öffentlich-rechtliche Kampfansage für gefährlich zu halten. Radio Hamburg, RSH und Radio ffn warnten gestern auf Flugblättern vor den bösen Folgen, die der fünfte NDR-Sender nicht nur für jugendliche Hörer haben werde: „Wettbewerbsverzerrung“, „Gebührenerhöhung“ und gar „Frequenzverstopfung“. uex

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