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Archiv-Artikel

Schneiden und reden Zappklapp

„Pschrschssslpschssssschklsspssschen machen?“ – „Äh, ’tschuldigung?“ – „Könntest du deinen Kopf noch höher machen?“ – „Ach so, klar.“

Ich sitze im Frisiersalon – skalp-elle heißt er, hat aber auch Herrenschnitte im Angebot – und verstehe nichts, weil mir warmes Wasser über die Ohren plätschert. Und die Friseurin redet weiter. Sie redet auf dem Weg vom Kopfwaschbecken zum Spiegel, sie redet beim Kämmen und beim Schneiden, sie redet ohne Punkt und Komma. Möglicherweise ein Syndrom.

„Zappzaklapplappklappzaklapplawartet?“ – „Wie bitte?“ – „Hast du lange gewartet? Heute ist voll der Großkampftag. Kurz vor Ferienende kommen sie alle noch mal rein, die Kollegen drehen schon frarappzerlappklippklapp.“

Zwei Stunden habe ich gewartet. Und ich hasse es, wenn Friseurinnen reden. Ich finde Haareschneiden sehr entspannend, Reden lenkt da bloß ab. Wenn jemand ohne Punkt und Komma spricht, geht es andererseits fast schon wieder. Nur die eingestreuten Fragen stören.

Jetzt noch das Maschinchen für die Koteletten. „Brrrrrssrrübrrrrrrüüüüübrrrüsrrsiker?“ – „Sorry, was?“ – „Bist du Musiker?“ – Na ja, nicht wirklich, wieso?“ – „Weil du so längere Haare hast, das sind meistens Musiker, die so lange Haare haben. Ich mach auch Musik. Ich hab Gitarre gelernt, da war ich schon 38. Meine Mutter meinte, das ist doch Quatsch, brrrrsüüürrr.“

Sie redet, als sie mir den Weg zum Selbstföhn-Spiegel weist. Als sie abkassiert, redet sie schon wieder. Ich nehme es ihr nicht übel. Sie hat toll geschnitten. Einmal landete ich in einem Kreuzberger Salon – Scissor Sisters –, und erwischte die Friseurin meiner Träume: „Mach einfach die Augen zu und schlaf ein bisschen“, sagte sie, „ich überleg mir was.“ Ich tat glücklich wie geheißen. Leider war das Erwachen kein gutes. CLAUDIUS PRÖSSER