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Schmuggel auf der Schiene

■ Zeitung: Züge Landsberg–Berlin sind voller Zigaretten 400.000 Glimmstengel monatlich in die Hauptstadt

Die Zug-Verbindung vom westpolnischen Landsberg (Gorzow Wielkopolski) nach Berlin ist nach einem Bericht der polnischen Zeitung Sztandar eine „ständige Konterbande auf Schiene“. Wie die Zeitung am Donnerstag berichtete, sollen auf diesem Weg monatlich etwa 400.000 Zigaretten nach Deutschland eingeschmuggelt werden. Die Abnehmer, meistens Vietnamesen, zahlen nach dem Bericht für eine Stange Zigaretten, die in Polen nur 10 bis 15 Mark kostet, etwa 30 Mark.

Die Schmuggelware wird in den Zügen in den Fensterverkleidungen, Dachhohlräumen und Rückpolstern versteckt. „Um die Ware zu verstecken, muß man etwa 20 verschiedene Schrauben im Fensterrahmen abdrehen, das Fenster herausnehmen, den zwei Abteile trennenden Stoff abreißen, die Zigaretten reinschieben und alles wieder zudrehen“, beschreibt die polnische Zeitung die „Sklavenarbeit der Schmuggler“, mit der diese die heiße schwarzeWare vor den Augen der Zollinspektoren verstecken.

Die Bosse verdienen 40.000 Mark im Monat

Vom Zigarettenschmuggel leben nach dem Bericht von Sztandar ganze Dörfer und Städte im polnisch-deutschen Grenzgebiet. Die Chefs dieser Schmuggelringe behaupten, mit dem Zigarettentransfer bis zu 40.000 Mark im Monat zu verdienen. Das Fußvolk, wie die 38jährige Jadwiga, früher eine zuverlässige Beamtin, müssen sich mit einem monatlichen Verdienst um 500 Mark begnügen. Laut Sztandar pendelt Jadwiga fünfmal die Woche von Landsberg nach Berlin, wo sie einen festen Abnehmer hat.

Nach Ansicht der Zöllner ist der Schmuggel nur deshalb möglich, weil die polnischen Eisenbahner dabei ein Auge zudrücken. Bei einer genaueren Kontrolle im Juni hatte der deutsche Zoll nur in einem Waggon des Schmugglerzuges 44.000 versteckte Zigaretten sichergestellt. dpa

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