Vulkan-Krise: Schmu ist nichts Neues
■ Schon 1994 wurden Finanztricks beim Vulkan-Verbund vermutet
Schon vor zwei Jahren wurden beim Bremer Vulkan „Finanztricks“ innerhalb des Geschäftsverlaufs vermutet. Anfang 1994 wurden in Zeitungen und Magazinen Vorwürfe laut, der Werftenriese „jongliere“ mit den von der Treuhandanstalt bereitgestellten 1,8 Milliarden Mark Investitions- und Betriebshilfen für die übernommenen ostdeutschen Werften.
Auslöser waren seinerzeit Spekulationen über den überraschenden Rücktritt des für die Ost-Aktivitäten zuständigen Vulkan-Vorstandes Manfred Timmermann. Zwischen Timmermann und dem damaligen Konzernchef Friedrich Hennemann soll es damaligen Berichten zufolge wegen der Transaktionen zu deutlichen Unstimmigkeiten gekommen sein.
Seinerzeit hieß es, der Vulkan habe zwischen den damals halbjährlichen Verwendungskontrollen der Treuhand nicht ausgegebenes Geld nach Bremen transferiert und es dort zugunsten der Zentralkasse des Konzerns verwendet. Außerdem soll die Konzernzentrale von den Ost-Unternehmen völlig überzogene Preise für die Erarbeitung von Konstruktionsunterlagen und anderen Dienstleistungen gefordert haben.
Der Bremer Vulkan hatte damals die Vorwürfe als „völlig falsch“ zurückgewiesen. Es sei niemals von bestehenden Verträgen abgewichen worden. Über konzerninterne Zahlungsvorgänge werde keine Auskunft gegeben, hieß es seinerzeit.
Auch bei der Treuhand waren bei Kontrollen zur Zweckbindung „gewisse Fragen“ aufgetaucht, wie sie selbst erklärt hatte. Im Januar 1994 vereinbarte sie daher mit dem Bremer Vulkan ein Sonderkonto für die öffentlichen Zuschüsse an Ost-Werften. Der EU-Kommission solle nicht der geringste Anlaß zu Zweifeln an der Seriösität der deutschen Verhandlungspartner gegeben werden, hieß es. Die Beihilfen seien an ein Unternehmenskonzept gebunden, das die Sanierung der Werftstandorte und Neuinvestitionen umfasse. Um die Prüfung nicht durch viele Einzelkonten im Konzern zu erschweren, gebe es nun ein einziges Sonderkonto mit weitgehenden Kontrollrechten.
Neben ihren Kontrollen erhielt die Treuhand nach eigenen Angaben vom Bremer Vulkan vierteljährlich im Rahmen des Vertragsmanagements Mitteilungen über die Verwendung der Treuhandmittel. Auch bei diesen Prüfungen seien mehrere Fragen aufgetaucht, die aber geklärt worden seien. Die Treuhand habe auch Sachverständige hinzugezogen. dpa
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