: Schmatz und Patsch für Geißler
■ Das Bild der Koalition ist für Wallmann „nicht überzeugend“ / Geißler im Kreuzfeuer der Kritik / Streicheleinheiten für Geißler von Blüm / Streit zwischen CSU und FDP um Südafrikapolitik
Hamburg (dpa) - Das Erscheinungsbild der Bonner Koalition ist nach Ansicht des hessischen Ministerpräsidenten Walter Wallmann (CDU) „nicht überzeugend“. Die Politik der Bundesregierung sei jedoch „besser als ihr Ruf“, sagte Wallmann. Zum Kurs von Heiner Geißler meinte er, der einer der stellvertretenden CDU–Vorsitzenden ist, der Generalsekretär habe viel für die CDU getan. Das heiße aber nicht, daß die Partei seinen Überlegungen kritiklos folge: „Es gibt keinen Anlaß, in unserem Selbstverständnis und unserer Politik grundsätzliche Änderungen vorzunehmen.“ Als „Medizin gegen Erstarrung“ bezeichnete Bundesarbeitsminister Norbert Blüm (CDU) das Wirken Geißlers, den er vor Kritikern aus den eigenen Reihen verteidigte. „Viele andere würden sich die Finger lecken, wenn sie einen solchen Generalsekretär hätten“, sagte Blüm in einem Interview der Welt (Dienstagsausgabe). Die CDU leide in Wahrheit nicht unter Ermüdungserscheinungen, „sondern eher an einer fiebrigen Flatterhaftigkeit, die ständig auf Neues und Spektakulä res lüstern ist“. Wallmann äußerte Zweifel daran, daß neue soziale Segnungen zu finanzieren seien. Zur Steuerreform sagte Wallmann, sie werde von Hessen in den „grundsätzlichen Positionen“ mitgetragen. Über Einzelheiten möge man diskutieren. Der Schlagabtausch zwischen FDP und CSU über die Südafrika– Politik hat sich über Ostern verschärft. Der FDP–Bundestagsabgeordnete Gerhart Baum sagte gegenüber dem Westdeutschen Rundfunk, er habe den Eindruck, die CSU stehe bei ihrer Südafrika– Politik eher auf Seiten der Unterdrücker als auf der der Unterdrückten. Diese Formulierung wies die CSU als eine „ungeheuerliche Entgleisung und Störung des Koalitionsklimas“ zurück. Baum meinte weiter, die Bundesregierung dürfe nicht länger als „Papiertiger“ dastehen, dauernd ihren Botschafter zu Protesten schicken, und in Pretoria gehe man anschließend zur Tagesordnung über.
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