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Schmalziges mit Löwen

Arabisch-israelische Kitschstory des Jahres

Glanzfoto: ap

„Schnell! Hol doch mal jemand den Schmalzkübel! Es tropft aus den Tickern heraus auf den guten Boden des Heimtunnels!“ So hallten gestern die Rufe durch die Wahrheit, als wir die Meldung von der „Zoomanze“ zwischen dem Bibelzoo in Jerusalem und dem Zoo Al Ain in den Vereinigten Arabischen Emiraten lasen: „Zoos in Israel und Emiraten tauschen Löwenbilder aus“, meldete die Kitschagentur dpa am Dienstag. Tränen der Rührung standen uns in den Augen wie sonst nur bei einer Hollywood-Schmonzette. Das ist ja wie früher Glanzbildertauschen fürs Poesiealbum. „Nach dem historischen Abkommen zwischen Israel und den Emiraten haben Zoos in beiden Ländern erste Fühler ausgestreckt und auf Twitter süße Bilder ihrer Löwenbabys ausgetauscht“, erzählten die Nachrichtenknechte die niedliche Geschichte der beiden sich befühlenden Freunde. „Wir können es nicht erwarten, Freunde zu werden!“, schrieben die Jerusalemer, und die Wüstensöhne antworteten mit Fotos blonder Löwenkinder. Und wir wrangen unsere nassen Taschentücher über dem Schmalzkübel aus und schütteten den ganzen zusammengetropften Kitsch in den Ausguss.

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