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dokuSchleudern auf Schlachtfeldern

Als Römer verkleidete Österreicher und ein Schleuderexperte: Eine Doku erkundet ein Schlachtfeld

So gehen die Römer. So oder so ähnlich Foto: Arte

Schlachtfeldtourismus mag man makaber finden. Abgemildert wird das Problematische daran aber vielleicht schlicht durch die Zeit, die zwischen dem kriegerischen Ereignis und heute liegt. Als ich im Sommer letzten Jahres die Gelegenheit hatte, den Schauplatz der sogenannten Römerschlacht am Harzhorn im Niedersächsischen zu besuchen, der seit 2008 erforscht wird, mochte sich jedenfalls partout kein Lost-places-Grusel einstellen. Bei Waldspaziergang und Panoramaausblicken kam eher das irgendwie erhebende Gefühl auf, an einem Ort zu sein, der schon vor knapp 2.000 Jahren Schauplatz der Geschichte gewesen war, nämlich der Vorneverteidigung des Römischen Reiches im sogenannten freien Germanien.

Die Arte-Dokumentation „Der Alpenfeldzug des Augustus: Vorstoß Richtung Germanien“ widmet sich der Erforschung eines seit Anfang der 2000er-Jahre bekannten Schlachtfelds im schweizerischen Kanton Graubünden. Historischer Hintergrund sind römische Feldzüge zur Eroberung des Alpenraums im Sommer des Jahres 15 v. Chr. Der Film zeigt aber nicht nur Ausgrabungen mit Metallsonden, sondern auch die Bemühungen der Wissenschaftler – Archäologen, Forensiker und Ballistiker –, die Geschichte in einer Art Reenactment besser zu verstehen.

Bei dieser experimentellen Archäologie marschieren dann junge Österreicher als Legionäre verkleidet über Höhen und Tiefen, bauen auf dem Passscheitel ein Lager auf und essen Getreidebrei zur Nacht. Nicht völlig unkomischer Höhepunkt ist die Einbeziehung eines Spezialisten für antikes Schleuderwesen, der Durchschlagskraft und Treffsicherheit der mit einer simplen Schaufel abgefeuerten Bleigeschosse sehr nachvollziehbar macht.

Ein Verweis auf das Harzhorn wäre nett gewesen – aber so vernetzt wie im Römischen Reich ist Europa halt nicht mehr.

Ambros Waibel

Der Alpenfeldzug des Augustus: Vorstoß Richtung Germanien“, Arte Mediathek

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