: Schleiflack-CeBIT
■ Den Hinterhof-Computerfreak gibt's nicht mehr
Hannover (taz) — Wer nicht wirbt, der stirbt. Diese Devise gilt mehr und mehr auch für die von Umsatzeinbußen geplagte Computerbranche. Seit schnelle Prozessoren und riesige Festplatten zum Allgemeingut geworden sind, lockt Leistung allein kaum noch Kundschaft an die Stände auf der CeBIT. Vorbei sind die Zeiten, als blinkende Geschwindigkeitstests für staunendes Publikum sorgten. Nur selten ist derlei Potenzgehabe in diesem Jahr noch zu sehen.
Nichts auf der weltgrößten Computermesse erinnert mehr an die Hinterhöfe, in denen angeblich noch immer PC-Geschichte gemacht wird. Statt dessen zerfurchen Sinnfragen die Stirn unter der adrett pomadisierten Kurzhaarfrisur. Wo vor ein paar Jahren in den heiligen CeBIT-Hallen Kleinsthersteller campierten und im Hintergrund von nur handtuchgroßen Messeständen Hausschuhe standen, hat der Schleiflack endgültig die Oberhand gewonnen. Man gibt sich seriös, aber der alte Schwung ist dahin, der Mythos verblaßt.
Ausnahmen bestätigen die Regel: Ein Betreiber von Telefonmehrwertdiensten wirbt mit einem Lindenstraßen-Info-Telefon mit Meckerecke, Fanclub, Vorschau und Geisterstunde. Die Nummer 0190-231910 funktioniert allerdings nur von Nordrhein-Westfalen aus, der Dienst kostet Geld. FH
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen