IM TAXI : Schlechtes Gefühl
Es ist Nacht, es ist kalt, es ist glatt. Wir müssen Taxi fahren. Sowieso haben wir beide, also Stefan und ich, eine dicke Wampe vom Thailändischessen. Bis zum U-Bahnhof laufen wäre jetzt blöd. Ich gehe zur Straße und halte ein Taxi an. Wir steigen ein, sagen „Hallo, einmal zur K.straße, Ecke H.straße, bitte“ und dann nichts mehr. Außer vielleicht: „Uff.“ Stefan lehnt den Kopf nach hinten und macht die Augen zu, ich gucke aus dem Fenster. Es hat wieder angefangen zu schneien, aber nicht doll. So fahren wir, schweigend.
Als wir am Moritzplatz im Kreisverkehr sind, sagt plötzlich der Fahrer, der noch ziemlich jung ist: „Isch hab voll schlechtes Gefühl heute. Bin unsicher. Isch glaub, isch mach Unfall.“ „Hatten Sie schon mal einen Unfall?“, frage ich. „Nein“, sagt der Fahrer, „aber isch glaub, heute mach isch Unfall, echt. Voll schlechtes Gefühl.“ „Ach“, sagt Stefan, „es ist gar nicht mehr so glatt draußen. Das meiste ist schon weggetaut, und das bisschen Schnee von jetzt bleibt gar nicht liegen.“ „Nee, nicht wegen glatt“, sagt der Fahrer. „Sondern weil isch hab neues Handy, und isch gucke die ganze Zeit aufs Handy beim Fahren, isch muss alles einrichten und so. Alles neu, hat auch neue Spiele und so, und Apps alle neu.“
Oh, sagen wir beide. „Na ja, Sie können das ja vielleicht auch in den Pausen machen, hm?“, sage ich. „Ja, ja“, sagt er, „aber jetzt, Wochenende und so, hab isch nicht viel Pause. Muss isch immer fahren, mach isch nebenbei Handy.“ Stefan und ich gucken uns an. „Merken Sie, dass isch unsicher fahre und so?“ „Nee“, sagt Stefan und nimmt meine Hand, „gar nicht.“ „Vorhin wurd isch schon geblitzt“, sagt der Fahrer, „wo isch auch das Handy in der Hand hatte, Scheiße, Mann. War zu schnell, aber nicht doll. Nur bisschen.“
Wir sind da. „Okay, 15,40 Euro“, sagt der Fahrer. Wir zahlen. Beim Aussteigen ist mir ein bisschen übel. MARGARETE STOKOWSKI