piwik no script img

Schlankheitskur im Feinkostladen

■ betr.: „Carpool und keine Mitfah rerInnen in Sicht“, taz vom 22.11.93

Ganz so abwegig, wie Jeanette Goddar es anhand der Zustände und der Kritik am sogenannten Carpool-Wechselstreifen in Amsterdam schildert, ist die Idee der Niederländer nicht, vollbesetzte Autos im Verkehr zu bevorzugen. Die Umsetzung gibt allerdings mit Recht Anlaß zu Anekdoten und hat nur wenig mit Verkehrsreduzierung zu tun. Da wird für 60 Millionen Mark auf einer lächerlich kurzen Strecke eine zusätzliche Autobahnspur für Fahrzeuge ab drei Personen geschaffen. Wozu denn ein weiterer Fahrstreifen, wenn die Zahl der Autos doch durch bessere Auslastung verringert wird?

Wirksamer wäre allemal, eine der bestehenden Spuren nur für ausgelastete Autos zuzulassen: Alleinfahrende würden dann noch länger im Stau stehen und sich gut überlegen, ob gesellige Fahrgemeinschaften oder Busse und Bahnen nicht die bessere Wahl sind. Amsterdams Weg zur Verkehrsvermeidung durch mehr Fahrbahnen mutet eher an wie eine Schlankheitskur im Feinkostladen. Martin Henkemeier, Initiative

Autostop, Göttingen

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen