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Schlampig und falsch

BUND kritisiert Planunterlagen für die Transrapid-Trasse zwischen Hamburg und Berlin  ■ Von Sven-Michael Veit

Ein offenes Wort scheut Maren Jonseck-Ohrt nicht: „Das ist unvollständig, fehlerhaft und schlampig.“ Die Planungsunterlagen über die Auswirkungen einer Transrapid-Trasse auf Hamburg, so erläuterte gestern die Sprecherin des Hamburger Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), seien in höchstem Maße „unwissenschaftlich und unsachlich“.

Durch die Unterlagen, die von der Magnetbahn-Planungsgesellschaft (MPG) für die angedrohte Strecke zwischen Hamburg und Berlin zusammengestellt wurden, zieht sich, so Jonseck-Ohrt, wie ein roter Faden das Bemühen, „alle Details so hinzudrehen, daß sie für den Transrapid günstig sind“. Umweltbelange jedoch seien nicht berücksichtigt worden. So würden in den insgesamt sieben Gutachten der MPG lediglich Aussagen zur Umweltverträglichkeit des Trassenbauwerks gemacht, nicht jedoch zu den Stationen, Trafo-Häuschen, Umspannwerken und Parkplätzen entlang der Magnetgleiter-Trasse.

„Das ist, als ob ich eine Müllverbrennungsanlage bauen will und nur den Schornstein beurteile“, sagte Jonseck-Ohrt. Allein den Flächenfraß für das knappe Dutzend Umspannwerke, die für den Betrieb des Magnetgleiters entlang der Trasse gebaut werden müßten, schätzt der BUND auf 5000 bis 6000 Quadratmeter.

Zudem seien die verwendeten Umweltdaten zum Teil veraltet und die Breite der Untersuchungskorridore mit 200 Metern links und rechts der geplanten Trasse „viel zu schmal“. Es würden „künstliche Trennlinien gezogen, die Biotope durchschneiden und Wechselbeziehungen nicht untersuchen“, sagte Jonseck-Ohrt. Auch Menschen jenseits der 200-Meter-Grenze würden durch Lärm und Zubringerverkehr beeinträchtigt werden.

Die Hamburger Stadtentwicklungsbehörde (STEB) müsse deshalb, so die Forderung des BUND, ihre landesplanerische Stellungnahme zu den Auswirkungen des Transrapid aussetzen. Diese wird wie geplant, so bestätigte Steb-Sprecher Bernd Meyer gestern gegenüber der taz, auf der Basis der MPG-Unterlagen bis zum Jahresende erarbeitet werden. NächstesJahr folgt das Planfeststellungsverfahren für den Transrapid, aber das sei Steb-Sache nicht: „Dafür sind dann die Baubehörde und das Eisenbahnbundesamt zuständig.“

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