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Schlammschlacht

Einige Auszüge aus der Medienkampagne gegen Cem Özdemir: Den Chefideologen von Hürriyet, Ertug Karakullukcu, bezeichnete Die Zeit als Karl-Eduard Schnitzler der türkischen Presse. Im Februar 1998 machte Karakullukcu eine „intellektuelle Bande“ aus – bestehend aus Cem Özdemir, dem künftigen Europaabgeordneten der Bündnisgrünen, Ozan Ceyhun, und der taz.

„Cem Özdemir will, indem er den Eindruck erweckt, er plädiere für Integration, eigentlich Assimilation, das heißt sich auflösen, identitätslos werden und verlorengehen [...] die vollständige Unterwerfung. [...] Er will, daß es nichts gibt, was die Menschen an die Türkei erinnert. Die türkische Gemeinschaft in Deutschland soll die Türkei vergessen. [...] Die türkische Gemeinschaft soll nur an Deutschland denken. [...] Cem Özdemir respektiert nicht die traditionellen, sozialen und politischen Werte der Türken.“ Ertug Karakullukcu, Hürriyet, 12. Mai.

„Die Wahlen rücken näher, und dieser Abgeordnete verhält sich wie die ,Großen Deutschen‘, respektlos gegenüber den Werten der türkischen Gemeinschaft.“ Verein der Anhänger Atatürks (AADD), Hürriyet, 12. Mai.

„Die Türken müssen diesem Mann namens Cem Özdemir endlich mitteilen, wo seine Ungezogenheit ihre Grenze hat. Mit seinen Worten zeigt er, welche dunklen Bestrebungen er unterstützt.“ Salman Kaplan, Hürriyet, 13. Mai.

„Özdemir hat sich unserer Meinung nach sehr stark der Gemeinschaft entfremdet, aus der er kommt. Er arbeitet wie ein Sonderbeauftragter für die Assimilation der türkischen Gemeinschaft. Seine Verdrehungen werden für unsere Gemeinschaft langsam gefährlich. Denn er ,informiert‘ viele deutsche Quellen. [...] Auf diese Weise unterstützt er indirekt, bewußt oder unbewußt Ungerechtigkeiten wie zum Beispiel die Ausweisungen.“ Ertug Karakullukcu, Hürriyet, 13. Mai.

„Ich muß annehmen, daß dieser Cem Özdemir ,Türke‘ ist! Ich muß mich dafür schämen, daß ein Türke solche Worte sagt. [...] Dieser Mann leistet Dienst als Deutschland-Vertreter von Scheinintellektuellen. Er hat mit der Türkei, mit den türkischen Bürgern keine Verbindung. [...] Er steht im Dienst von anderen. Bravo, mein Junge! Mach auf diesem Weg weiter! Dein Vaterland Deutschland ist dir zu Dank verpflichtet!“ Emin Cölasan, Kolumnist von Hürriyet, 18. Mai

Foto: Jens Dietrich Netzhaut

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